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Mit den Torys ist es wie mit einem schlechten Waschmittel Von Ralf Sotscheck

Die Torys sind bankrott – und nicht nur politisch. Die Partei hat Schulden in Höhe von mehr als 16 Millionen Pfund, möglicherweise wird sie in knapp drei Jahren gar keinen Wahlkampf führen können. Diese erheiternde Nachricht stammt von verschiedenen ehemaligen Finanzexperten der Konservativen, die aus naheliegenden Gründen anonym bleiben möchten. Sie brachen nach eigenen Angaben in schallendes Gelächter aus, als Tory-Generaldirektor Paul Judge vor kurzem versprach, das Defizit bis 1996 abzubauen.

Das Gegenteil wird eintreffen, so prophezeien die Experten. Die traditionellen Geldgeber verlassen nämlich scharenweise das sinkende Schiff, weil Premierminister John Major seinen Ruf als Versager täglich neu bestätigt. Die Konservativen haben sich bisher zu 60 Prozent durch Spenden großer Firmen finanziert. Damit ist es vorbei: Das Großunternehmen Taylor Woodrow hat die Zuwendungen von 125.000 auf 5.000 Pfund gedrosselt; die Versicherungen Allied Lyons, Provident Financial und Willis Corroon, die über langjährige Erfahrung bei der Einschätzung von Risiken verfügen, haben die Zahlungen ganz eingestellt; die Wasserfirma Thames Water hat im vergangenen Jahr ebenfalls keinen Penny gestiftet. Im Vorjahr waren es noch 50.000 Pfund, aber damals ging es ja auch noch um den Zuschlag bei der Wasser-Privatisierung. Und statt Keksen gibt es bei den Torys künftig nur noch Krümel: United Biscuits hat das übliche Geldgeschenk von 130.000 Pfund auf weniger als ein Drittel eingedampft. Ein früherer Parteimanager sagte: „Es ist wie bei einem schlechten Waschmittel: Wenn es keiner will, hat es keinen Sinn, darin zu investieren.“

Selbst die Royal Bank of Scotland, bei der die Torys ihre Konten haben, ist vorsichtig geworden: Zwar hat man der Partei einen Überziehungskredit ohne nennenswerte Sicherheiten eingeräumt, aber dafür läßt man sie blechen: Der Zinssatz liegt um zweieinhalb Prozent über der Sockelrate. Es geht den Torys so schlecht, daß ein Abgeordneter aus den Midlands das Faxgerät für sein Büro aus eigener Tasche bezahlen mußte, obwohl er in seinem Wahlkreis lauthals um eine mildtätige Gabe gebettelt hatte – und das, nachdem Major die Bettler als „Beleidigung fürs Auge“ verteufelt hatte.

Die englischen Zeitungen sehen bereits die Demokratie in Gefahr, weil die desolaten Finanzen der Regierungspartei „eine Einladung zur Bestechung“ seien, wie der Independent orakelte. Das könnte in Zukunft den Verdacht nähren, daß „die Regierungspolitik danach bestimmt wird, wie man den Geldgebern einen Gefallen tun kann“. Was an diesem Szenario neu sein soll, bleibt freilich ein Geheimnis – oder hat das Blatt die Bürgschaften für dubiose, aber spendenfreudige Geschäftsleute, die Unregelmäßigkeiten bei den Privatisierungen von Staatsunternehmen und die kiloweise Verleihung von Orden an großzügige Individuen vergessen? Da sollten die Torys bei der Sanierung der maroden Parteifinanzen doch lieber Konsequenz walten lassen: Wenn sie sämtliche Kabinettsposten privatisierten, bliebe ein hübsches Sümmchen für die Parteikasse übrig. Und glaubt denn jemand ernsthaft, daß ein Waschpulverfabrikant seine Sache als Premierminister schlechter machen würde als John Major?

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