piwik no script img

■ Linsen SouffléNeue Horror-Welle: Hollywood dreht Fußball-Filme

„True Lies“ macht zwar immer noch mächtig Kasse, kommt aber auch aus den Schlagzeilen (die Sorte, die über „politisch unkorrekt“ steht) nicht heraus. So haben amerikanische Araber lautstark gegen die Darstellung der Bösewichte in dem Abballerstreifen protestiert. „True Lies“ werfe alle Araber in einen Terroristentopf, meinen sie. Religiöse arabische Ausdrücke wie „Bismilla“ und „Allahu Akbar“ würden in unziemlicher Weise verwendet. Mit ihnen beginne man Gebete, nicht aber terroristische Anschläge. In mehreren US-Städten wurden Flugblätter verteilt. Sie tragen Texte wie „Arnold, denke, bevor du spielst“, „Hasta la vista, fairness!“ und „Reel Arabs are not real Arabs“ (Filmaraber sind keine wirklichen Araber). Schwarzenegger sagte nix dazu, und auch Regisseur James Cameron kratzt der Protest nicht die Bohne. Er hätte halt ein paar böse Leute gebraucht, ließ er mitteilen, und Terroristen seien eben verdammt böse. Menschen, die töteten, um politische Ziele zu erreichen, seien grundsätzlich schlecht. Und die meisten Terroristen würden sich halt in den arabischen Ländern des mittleren Ostens herumtreiben, das sei einfach „ein sehr guter Ort, um Terroristen zu finden“, da es dort zirka 140 Terroristengruppen gebe, sprach's, grinste und kassierte weiter ab.

Neben dem ganzen Trubel macht sich in Hollywood gerade ein Trend breit, auf den wir auch alle gern verzichten würden: Männer mit Bällen. Ich meine, Sport ist schon schlimm genug, aber Filme über Sport sind nun wirklich das Allerletzte. Trotzdem wendet sich Ron Shelton nach Basketball („Weiße Jungs bringen's nicht“) und Baseball („Annies Männer“, „Cobb“) nun dem filmisch noch nicht ergründeten Golfspiel zu. „Tin Cup“ erzählt die Erfolgsstory (gähn!) des Golflehrers Roy McAvoy, der es mit seiner Alles-oder-nichts- Spielweise bis zu den US Open schaffte ... Während die Golfgeschichte schon so aufregend wie ein Frühstücksei ohne Salz ist, hört sich eine andere wie eine vorprogrammierte Totgeburt an. Die Rekord-Zuschauerzahlen der Fußball-WM haben die Hollywood-Yuppies nämlich stark beeindruckt und auf das Potential dieses Sports aufmerksam gemacht, und haste-nicht-gesehen wird der erste Ami-Fußball- Spielfilm heruntergekurbelt. Als Grundlage dient die Autobiographie „A Hero from Zero“ des belgischen Nationaltorhüters und FC-Bayern-Spielers Jean-Marie Pfaff. Ein Darsteller für die Fußballegende wird noch gesucht. Effenberg? Ja genau, schickt Effenberg; Torhüter in einem Film ist genau die richtige Rolle für das Medienmonster.

Wie man richtig mit Sport umgeht, will uns Sidney Lumet zeigen. Er dreht den Thriller „The Man with a Football“. Bloß, ein Football-Feld kommt nur ganz am Rande vor. Vielmehr geht es in dem Thriller von Morgan Creek um ein Duell zwischen einem Waffenspezialisten und einem verrückten Nuklear-Wissenschaftler. Der irre Eierkopf will die Schrecken eines Atomkrieges demonstrieren, indem er eine A- Bombe über Washington abwirft. Das hört sich schon eher nach Sport à la Hollywood an. Hoffentlich spielen keine Araber mit. Karl Wegmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen