: Am Knüppelhorizont
■ Heute abend live im "Römer": "Scorn", inkl. dem weltschnellsten Trommler
Mike Harris? Das war doch der Knüppler, jener Schlagzeuger, der sich rühmte, Weltschnellster seiner Zunft zu sein. Bei der Grindcore-Legende „Napalm Death“ oder bei John Zorns Projekt „Painkiller“ z.B. rührte er die Schlägel mit solcher Inbrunst, daß musikalisch immer sehr Forderndes, aber wenig Genießbares herauskam. Der Wille zum Überschreiten des Knüppelhorizonts war schon bei der Kooperation mit dem New Yorker Experiment-Jazzer Zorn dagewesen. Daß das ewige Gebolze Harris irgendwann auch reichte und er sich in tanzbaren Gefilden heimischer zu fühlen begann, verwundert kaum.
Verwundern tut eher der stetige Ehrgeiz mit dem sich der wankelmütige Projektspringer in die Welt des Trance-Dub und des Breakbeat gestürzt hat. Auf mittlerweile drei Alben kann das Trio „Scorn“ nunmehr zurückblicken.
Eine Techno-Kapelle sind Scorn auf keinen Fall. Die Songs sind konventioneller strukturiert und haben eingängige Hooklines. Knackige Basslinien schwelgen über den von Harris diszipliniert vorgetragenen Beats. Vor allzu großer Gefälligkeit werden die entspannt groovenden Songs aber durch ein Potpourri abgefahrener Hintergrundgeräusche bewahrt. Ein Schuß Psychedelic, Diskogehämmer neueren Datums und die geheimniskrämerische Flüsterstimme von Nick Bullen erzeugen zusammen eine neuartige, gewagte Art von Musik zwischen allen Stühlen. L.R.
Ab 21 Uhr im „Römer“
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