Angst vor der Eskalation

■ 3.Oktober: Grüne fordern Gewaltfreiheit / Autonome wollen Feier blockieren

Der 3. Oktober wirft seine Schatten voraus: Am Mittwoch abend hatte das „Bremer Bündnis gegen die Nationalfeiern“ ins Lagerhaus Schildstraße eingeladen, um die offiziellen Feierlichkeiten am Nationalfeiertag und die geplanten Gegenaktionen bekanntzugeben. Rund 100 vor allem junge Menschen waren gekommen. Geplant ist neben einer ganze Reihe von Veranstaltungen eine zentrale Demonstration, für die seit einiger Zeit auch bundesweit mobilisiert wird. Am Morgen des 3. Oktober um acht Uhr wollen sich die DemonstrantInnen am Sielwall sammeln, um von dort aus zum Kongreßzentrum zu ziehen, wo die offiziellen Feierlichkeiten über die Bühne gehen sollen.

Das Ziel der Demo: Die Blockade der Nationalfeiern. Um das zu erreichen soll die Demo von einem kampferprobten Block angeführt werden. Ob sich die Demo nicht auf Gewaltfreiheit verpflichen könne, fragte ein Diskutant aus dem Plenum. Die Demonstration werde sicherlich nicht auf der Basis der Anerkennung des staatlichen Gewaltmonopols geführt, gab einer der OrganisatorInnen zur Antwort. Es kämen sicherlich Menschen, die dieses Gewaltmonopol nicht anerkennen. Wer das zur Grundlage mache, der schrecke eher Menschen ab als sie zu mobilisieren.

Diese Argumentation war es, die die Grünen aufschreckte. Die tagten mit ihrer Mitgliederversammlung zur gleichen Zeit im Konsul-Hackfeld-Haus und hatten auch den 3. Oktober auf der Tagesordnung. Der grüne Innenpolitiker Martin Thomas hatte sich zuerst bei der Veranstaltung in der Schildstraße einen Eindruck verschafft, um danach bei den Grünen zu berichten. Der Hinweis auf einen „kampferprobten und durchsetzungsfähigen Block“ bei der Demo lasse angesichts des zu erwartenden massiven Polizeiaufgebotes Konfrontationen befürchten. Das wollen die Grünen nach Kräften verhindern. In einer Erklärung riefen die Grünen sowohl die DemonstrantInnen als auch die Polizei zur Gewaltfreiheit auf, um die Demonstrationsfreiheit gerade an diesem Tag zu retten. „Wir müssen eine Atmosphäre herstellen, daß Gewalt keine Chance hat“, sagte Umweltsenator Ralf Fücks. „Das ist eine Nagelprobe für die demokratische Qualität der Bundesrepublik. Das gilt für beide Seiten.“ J.G.