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Kleinkunst groß im Bild

■ Mit der Kabarett-Reihe „Lerchenbergklinik“ präsentiert sich der Kultursender 3sat von seiner kleinkünstlerischen Seite

In Mainz wird heute das Krankenhaus am Rande der Stadt eröffnet: Die „Lerchenbergklinik“, so vermeldete die Presseabteilung des Senders in dem Sujet angemessener Launigkeit, präsentiere „Fernsehen, das Spaß macht, ein Krankenhaus, das Humor verschreibt, eine rezeptfreie Droge, die doch furchtbar schwer zu haben ist: Lachen“.

Nun, selbst wenn unter den vielen TV-Ärzten, die für uns allwöchtentlich an diversen Schweineschwarten herumdoktorn, so mancher Scharlatan ist, dieses Sanatorium verspricht tatsächlich Heilung am Gemüt: Denn mit der siebenteiligen „Lerchenberg“- Reihe hilft – um im Bild zu bleiben – 3sat einem dahinsichenden Langzeitpatienten endlich wieder auf die Beine. In seinen Anfangsjahren hatte sich der Mainzer Sender noch gerne um die Kleinkunst verdient gemacht. Bis sich das Medium zunehmend vom Theater ab- und zum Film hinwendete. Als dann irgendwann die Quoten für's Kabarett nicht mehr stimmten, wurde der zwar preiswerte, aber politisch oft unbequeme Patient kurzerhand für tot erklärt.

Nun aber, da seit einiger Zeit die Kleinkunstbühnen landauf, landab besser besetzt sind als so manche erste Reihe, besinnt man sich bei 3sat gerne auf alte Traditionen. Und die Redaktion hat nicht schlecht eingekauft: Das siebenteilige Programm der „Lerchenbergklinik“ gibt tatsächlich einen guten Einblick in die derzeitige Verfaßtheit des Genres. Michael Quast, auf dem Festival selbst mit den hessischen Szenen „Bleiwe losse“ (heute 20.15 Uhr) vertreten, moderiert den Streifzug durch den „Anwendungsplan“ der Woche: Der ausgezeichnete Hans Liberg präsentiert heute ab 20.15 Uhr sein ausgesprochen intelligentes Musikentertainment, neben vielen anderen wird „Living Art“ in gewohnter Klasse Varieté aus der Schweiz zeigen, und der Berliner Jockel Tschiersch wird im Doppelzimmer von Georg Schramm unterhalten.

Natürlich haben es – wie immer – die am besten, die sich die Kleinkunst tatsächlich in der ersten Reihe anschauen. Aber für den im Fernen mitprustenden TV-Zuschauer hat 3sat immerhin getan, was man tun kann: Damit wir nicht unter der Sterilität einer Lachkonserve leiden müssen, lachen die Hessen ab heute im eigens auf dem Lerchenberg errichteten Zeltlazarett stellvertretend für uns Daheimgebliebenen. marieklab

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