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■ Mit Magnetschwebebahnen auf du und duVakuumröhren

Berlin (taz) – Zwei Dinge weiß man über Schweizer, nämlich daß sie a) ausgezeichnete Tunnelbauer und b) steinreich sind. Beide Eigenschaften sind notwendige Voraussetzungen für die ehrgeizigen schweizerischen Verkehrsplanungen.

Verglichen mit „Swissmetro“ mutet der Transrapid vorsintflutlich an. Swissmetro, das ist eine Magnetschwebebahn, die weder auf landschaftsverschandelnden Stelzen fährt noch Lärmprobleme verursacht und auch nicht unnötig Energie durch Luftwiderstand verliert. Wie das?

Ganz einfach: Die Züge fahren durch Tunnel quasi in „dünner“ Luft. Das heißt, der normale Luftdruck soll um bis zu zehn Prozent vermindert werden. Die Züge schaffen dann spielend 500 Stundenkilometer. Die übliche Reisegeschwindigkeit sind 380 Kilometer je Stunde. Ohne Tunnel ließe sich, zumal in der dicht besiedelten Nordschweiz, der Bau einer Stelzenbahn wohl auch kaum durchsetzen.

Ganz einfach? So richtig wissen die Ingenieure noch nicht, wie sie die Tunnelröhren luftdicht kriegen können. Sie denken an Stahl, aber der ist teuer, und experimentieren mit speziellen Beschichtungen für Beton. Zudem ist wenig bekannt über die Aerodynamik in Tunneln bei so hohen Geschwindigkeiten. Und was passiert im Falle eines Unfalles? Denn die Passagiere können bei dem außerhalb des Zuges herrschenden Luftdruck nicht lange überleben.

Um diese Fragen zu beantworten, forscht das Bundesinstitut für Technologie in Lausanne ebenso rege wie eine Schwesterinstitution in Zürich und eine ganze Reihe von Unternehmen. Auch über die Finanzierbarkeit wurden Untersuchungen angestellt. So meldet die Financial Times, daß die 315 Kilometer lange Strecke von Genf ganz im Südwesten des Landes über Bern und Zürich nach St. Gallen im äußersten Nordosten bei einer Bauzeit von acht Jahren für schlappe 13,1 Milliarden Franken (15,7 Mrd. DM) zu haben sein soll. Für den Transrapid Berlin–Hamburg werden demgegenüber ganz ohne Tunnel 5,6 Milliarden Mark veranschlagt.

Weil's so billig ist, planen die Schweizer gleich noch eine Tunnelstrecke von Basel nach Bellinzona. Die Regierung in Bern und 80 Schweizer Unternehmen haben 14 Millionen Franken zusammengelegt für eine Machbarkeitsstudie.

Noch in diesem Jahr will das Lausanner Institut eine 300 Meter lange Teststrecke bauen. Allerdings wird es sich nicht lohnen, für eine Probefahrt extra anzureisen. Der Durchmesser des Testtunnels soll nur 25 Zentimeter betragen. Nicola Liebert

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