: Hartmanns Netze
■ Der Veba-Konzern steigt in das Telekommunikationsgeschäft ein
Düsseldorf (AP) – Der Vorstandsvoritzende Ulrich Hartmann denkt gerne an Netzwerke. Sein Veba-Konzern liefert schon Strom und transportiert Güter. Es könnten aber auch Daten sein. Am Montag abend hat Hartmann in Düsseldorf seine Pläne für die nächsten zehn Jahre erläutert. Mit Nebengeschäften gibt sich die Veba nun mal nicht zufrieden. Der Konzern möchte schon dem Marktführer Telekom Konkurrenz machen. Sechs Milliarden Mark will Hartmann für den Aufbau einer eigenen Telekommunikationssprte investieren und noch in diesem Jahrzehnt etwa zehn Prozent des Inlandsmarktes am wachsenden Geschäft des digitalen Datentransports besetzen.
„10.000 hochqualifizierte Arbeitsplätze“ würden damit geschaffen, meint Hartmann. Die „Vebacom“, wie die neue Konzerntocher heißt, soll spätestens 1999 Gewinne verbuchen und im Jahr 2003 einen Umsatz von etwa acht Milliarden Mark erzielen. Ein „internationaler Partner“ werde noch gesucht, sagt Hartmann, das Interesse sei groß. Im Inland ist die Veba schon mit der Bahn AG handelseinig geworden – auch sie besitzt Netze. Die Veba möchte nun Datenleitungen den Bahnschienen entlang verlegen und „ausgewählten Kunden mit extrem hohen Anforderungen“ zur Nutzung anbieten. Haustypisch wird dafür eine eigene Gesellschaft mit Sitz in Leipzig gegründet.
Schon jetzt ist die Veba am E-plus-Mobilfunk-Netz beteiligt, Hartmann setzt aber noch lieber auf Bordmittel. Seine Atomstromtochter PreussenElektra hat bereits Glasfaser- und Kupferkabel neben ihre Hochspannungsleitungen verlegen lassen, die nun als „Festnetz“ die „Multimedia-Zukunft“ im großen Stil erschließen sollen.
Nur mit Leo Kirch möchte sich die Veba nicht auch noch anlegen. Die „Produktion von Spielfilmen oder Unterhaltungsprogrammen“ sei nicht geplant, sagt Hartmann: „Nach Hollywood gehen wir nicht.“ In den Weltraum aber schon. Mit einem Anteil von zehn Prozent will sich die Vebacom am Satellitenfunkprojekt „Iridium“ beteiligen. Mit Hilfe von 66 geostationären Satelliten soll dieses globale Funknetz ab 1998 digitales Telefonieren und Faxen möglich machen.
Für Europa ist Hartmann zuständig. Die Vebacom werde das System unter anderem in Deutschland, Schweden, Norwegen, Großbritannien, Spanien und Österreich vertreten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen