Haitis greise Marionette Jonassaint tritt zurück

■ Weg frei für die Rückkehr Aristides

Port-au-Prince (AFP/taz) – Der von den Militärs eingesetzte Übergangspräsident Haitis, Emile Jonassaint, ist in der Nacht zu gestern zurückgetreten. Jonassaint war im Mai dieses Jahres von den Militärmachthabern ernannt, von der internationalen Gemeinschaft allerdings nie als Präsident anerkannt worden.

In seiner Rücktrittserklärung ermahnte der 81jährige Jonassaint die Haitianer zu „Ruhe und Verantwortung“. Er und seine Mitarbeiter hatten bereits am Dienstag ihre Büros verlassen, nachdem Soldaten der US-Interventionstruppen vor dem Präsidentenpalast Stellung bezogen hatten. Zuvor waren US-Oberbefehlshaber Hugh Shelton und Botschafter William Swing mehrmals mit Jonassaint zusammengetroffen, um ihn zum Rücktritt zu bewegen. Die US-Verhandlungsdelegation unter Leitung von Ex-Präsident Jimmy Carter hatte Jonassaint erstmals aufgewertet, als sie ihn das Abkommen unterzeichnen ließ, in dessen Folge die US-Truppen ohne Kampf in Haiti landen konnten.

Unterdessen haben die Philippinen und Guatemala Soldaten und Militärpolizisten zur Verstärkung der multinationalen Eingreiftruppen nach Haiti geschickt. Gestern verließen 50 philippinische Militärpolizisten Manila in Richtung Port- au-Prince. Am Dienstag wurden 134 Soldaten aus Guatemala nach Haiti entsendet.

Nach drei Jahren im US-Exil plant Aristide offenbar eine spektakuläre Rückkehr. Nach Angaben von US-Regierungsvertretern müssen mindestens drei Maschinen gechartert werden, um Aristide und seine Begleitung am Samstag nach Port-au-Prince zu fliegen. Die US-Regierungsvertreter sagten, sie versuchten, Aristide davon zu überzeugen, seine Gästeliste zusammenzustreichen. Vor allem sollten weniger US-Bürger Aristide begleiten.