Die leidige Karte

■ Der HVV, das bargeldlose Zahlen und die ach so kritische Hamburger Journallie Von Stephanie von Drathen

So viele Journalisten hatte der HVV wahrlich nicht erwartet. Es gab zuwenig Stühle, zuwenig Häppchen und auch zuwenig Kooperation von seiten der schreibenden Zunft - fand der HVV. Am 21. Oktober soll an den Kundenbüros des Verkehrsverbundes das bargeldlose Bezahlen mit der ec-Karte möglich werden.

Nächstes Jahr sollen auch die Busse und die Kartenautomaten umgerüstet werden, so daß die Kunden mit Karte zahlen können, pries Hans Leopold, Leiter der Tarifabteilung des HVV, das Projekt, das mehr Kunden an den HVV binden soll.

Aber nein - das wollten die Journalisten nicht hören. Immer nur auf Ärger aus, nervten sie mit ihren Fragen zum Datenschutz. Man könne bei Einzelfahrten ein Bewegungsprofil erstellen, sagten sie, - das stimme doch einfach nicht, antwortete der HVV, denn schließlich könne immer noch mit Bargeld bezahlet werden und außerdem sei eine Kurzstrecke schließlich 4,5 Kilometer lang. Das sei doch wirklich sehr weit und da wäre es kaum möglich, eine Fahrt zu „verfolgen“.

Aber die Journaille wollte das nicht hören: Für wen denn die Daten zugänglich seien? Natürlich, so die Antwort, nur für den HVV, der die Daten sieben Jahre speichern muß, wegen des Finanzamtes. Außerdem wolle man dem Kunden ja auch ermöglichen, eine genaue Auflistung der abgebuchten Beträge auf Wunsch zu erstellen. Und mit den Daten, die lediglich die Automatennummer (also den Standort) und die Zeit des Kaufs enthalten, könne doch niemand ein Bewegungsprofil erstellen. Für wen denn auch?

Der Ansatz sei doch klasse und Plastikmüll werde auch vermieden, weil keine neue Karte hergestellt werden. Und vielleicht sei das Projekt auch überregional anwendbar. Als dann noch jemand fragte, ob der HVV gut bei Kasse sei, weil eine Buchung erst dann vorgenommen werden soll, wenn ein Betrag von 100 Mark zusammengekommen ist oder 3 Monate verstrichen sind.

Da hatten Hans Leopold und HVV-Direktor Peter Westphal endgültig die Nase voll: „Natürlich“ sei auch mit finanziellen und personellen Einsparungen durch das neue System zu rechnen. Erwischt!

Dafür aber, so hofft der HVV, werde „die Zugangsbarriere bei fehlendem Bargeld abgebaut, ungewolltes Schwarzfahren verhindert“, wie der Pressemappe zu entnehmen ist... Na dann gute Fahrt!