piwik no script img

Warnung Richtung USA

■ Gatt-Chef fürchtet um Vertrag

Genf (dpa) – Der Generaldirektor des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt), Peter Sutherland, hat Angst um seine Arbeit der letzten Jahre. Eindringlich warnte er gestern vor einem Scheitern des neuen Welthandelsabkommens. Sollte der US-Kongreß den Vertrag Anfang Dezember nicht ratifizieren, wäre dies ein „tödlicher Schlag“ für die neue Welthandelsorganisation (WTO) und das multilaterale Handelssystem ingesamt. Wie zur Selbstberuhigung fügte Sutherland an: Er halte eine US-Ablehnung eigentlich für undenkbar, denn auch die USA würden stark vom neuen Welthandelsabkommen profitieren.

Die WTO soll am 1. Januar 1995 ihre Arbeit aufnehmen. Doch haben erst 31 der 125 Teilnehmer das neue Welthandelsabkommen ratifiziert, in dem die Gründung der WTO und weitere Liberalisierungen des Außenhandels vereinbart worden waren. Die Entscheidungen der großen Handelsmächte USA, Europäische Union und Japan stehen noch aus. Eine Verschiebung der Abstimmung des US-Kongresses in das neue Jahr wäre nach Meinung von Experten äußerst gefährlich, da der Kongreß über das Abkommen sich dann in endlosen Abänderungsdebatten verlieren könnte. Bis zum Jahresende gilt dagegen noch die „Schnellwegregel“, die dem Kongreß nur die Möglichkeit läßt, das Abkommen als Ganzes anzunehmen oder abzulehnen.

Offenbar mit Blick auf die USA legte das Gatt-Sekretariat gestern einen Bericht vor, in dem für die nächsten zehn Jahre ein starker Schub für die Weltwirtschaft prophezeit wird, wenn das neue Welthandelsabkommen in Kraft tritt. Allein die weitere Liberalisierung des Handels mit Gütern werde schätzungsweise 510 Milliarden Dollar Mehreinnahmen jährlich bringen. Auf die USA würden 122 Milliarden Dollar entfallen, auf die EU 164 Milliarden, auf Japan 27 und auf die Entwicklungsländer und früheren Ostblockstaaten 116 Milliarden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen