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Rückschlag in Nordirland

■ Nach Überfall nun doch keine Freilassung von IRA-Gefangenen

Dublin (taz) – Die irische Regierung hat die für heute geplante Entlassung von zwei IRA-Gefangenen abgeblasen, nachdem gestern früh ein Postbeamter in der nordirischen Grenzstadt Newry bei einem Raubüberfall erschossen wurde. Bei den Tätern handle es sich angeblich um „Top-IRA- Leute“, deuteten britische Regierungsbeamte an. Die Polizei hatte kurz nach der Tat zwei Männer im Grenzgebiet festgenommen, nach einer dritten Person wurde bei Redaktionsschluß noch gefahndet.

Die Dubliner Justizministerin Maire Geoghegan-Quinn hatte am Montag angekündigt, daß ein Großteil der in Südirland inhaftierten 56 IRA-Gefangenen als Reaktion auf den IRA-Waffenstillstand noch vor Weihnachten entlassen werden sollten. Während die bewaffneten Organisationen der Loyalisten den Plan begrüßten, weil sie auf die Freilassung ihrer eigenen Leute aus nordirischen Gefängnissen hoffen, stieß er bei der britischen Regierung auf Entsetzen. Sie verlangte, daß die IRA zuvor ihre Waffen aushändigen müsse. Besonders empört war man darüber, daß auch Thomas McMahon freikommen könnte. Er hatte 1979 Lord Mountbatten, den Lieblingsonkel der Königin, mit einer Bombe getötet.

Aufgrund der lautstarken Proteste machte Geoghegan-Quinn einen Rückzieher. Sie veröffentlichte vorgestern eine Liste mit neun Gefangenen, die ihre Strafen im nächsten Jahr ohnehin abgesessen hätten. Die ersten beiden sollten heute freigelassen werden, die restlichen sieben in den kommenden Wochen. McMahon war nicht dabei, und die britische Regierung hatte keine Einwände.

Der Postüberfall hat das vorerst zunichte gemacht. Der Tory-Hinterbänkler Andrew Hunter begrüßte die schnelle Entscheidung, betonte aber, der irischen Regierung sei gar nichts anderes übrig geblieben. „Der Überfall wirft ernste Fragen über die Zukunft der Friedensinitiative auf“, sagte er. Der unionistische Abgeordnete Martin Smyth verlangte von der IRA-Partei Sinn Féin, sie müsse sich jetzt „deutlich von der IRA distanzieren und deren Waffenverstecke verraten“. Ralf Sotscheck

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