: Das Brüderchen von Boris und Steffi
■ Michael Schumacher ist mit seinem WM-Titel endgültig ein deutscher Held
Berlin (taz/dpa) – Michael Schumacher, 25, ist der erste deutsche Weltmeister in der Formel-1- Geschichte. Am Sonntag morgen flog er in der 36. Runde auf dem Stadtkurs von Adelaide, Australien, beim letzten Rennen der Saison aus der Bahn, prallte zurück und gegen seinen Konkurrenten Damon Hill aus England (großes Bild). Beide schieden nach der Karambolage aus. Damit stand fest: Schumacher (kleines Bild) 92 Punkte, Hill 91 – das war's.
Die entscheidende Szene im O-Ton des Meisters: „Ich flog durch die Luft. Dann hing ich im Reifenstapel und konnte nicht weiter.“ Hill auch nicht, zum Glück für den großen Manipulator: „Schumi“, wie Bild & Co ihn zärtlich nennen, war zuvor wegen Schummeleien am Auto für zwei Rennen gesperrt worden und hatte tatenlos zusehen müssen, wie der Engländer Punkte gutmachte.
Nach „der Brühlerin“ (Steffi Graf) und „dem Leimener“ (Boris Becker) hat nun auch „der Kerpener“ einen Ort endgültig in die Gazetten gestanzt, den die meisten verzweifelt auf der Landkarte suchen müssen. Was aber ist „der rasende Markenartikel“ (SZ) für ein Mensch? Zur Beantwortung dieser drängenden Fragen werfen wir ein Auge durchs Schlüsselloch seines Apartements in der Steuerfluchtburg Monte Carlo und sehen: Größe: 1,74 m; Gewicht: 69 kg; verlobt mit Corinna Betsch (blond); Lieblingsgetränk: Apfelsaftschorle. Soweit, somensch.
Derweil jubeln wiedervereint die benzindampfumnebelten Geister wie Edmund Stoiber („epochaler Erfolg für Deutschland“) und die „Rennfahrerlegende der DDR“ (dpa), Heinz Melkus: „wird unserer Sportart im Osten Auftrieb geben“. Und in Stuttgart leckt sich der designierte Daimler- Chef Jürgen Schrempp die Finger: Im Gegensatz zum Pferdenarren Edzard Reuter liebt er schnöde Pferdestärken. Warum also nicht ab 1996 Schumacher vor einen Mercedes-Motor (Vertragsoption vorhanden) setzen und auf die Formel-1-Piste schicken? Bei soviel gesamtdeutschem Know-how würde der hinterherfahrende Rest der Welt nur noch die Abgase riechen!
Soweit die Träume der schwäbischen Industrie, und nun der ...
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