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Wie werde ich Öko-ManagerIn?

■ Umwelt-Weiterbildung an der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik

Alle Theorie ist grau. Und welche Farbe hat die Praxis? Wenn es um mehr Umweltbewußtsein in der Produktion und bei der Unternehmensführung geht, sieht es auf jeden Fall nicht gerade rosig aus. Ökologie und Ökonomie stehen sich in bundesdeutschen Betrieben meist unversöhnlich gegenüber. Versuchen Firmen dennoch, sich auf umweltverträgliche Herstellungsverfahren umzustellen, fehlt es den Berufspraktikern oft am nötigen Hintergrundwissen, um die Öko-Reform umzusetzen. Ein nebenberufliches Weiterbildungsstudium könnte die Lösung der Probleme sein: An der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) wird derzeit ein solches Angebot erfolgreich erprobt: Ökologisches Management.

Der Ansturm auf die Umweltweiterbildung übertraf die kühnsten Erwartungen. Über 500 Anfragen gingen ein, als die HWP im Herbst 1993 zum ersten Mal ihren Kompaktkurs „Ökologisches Produzieren“ anbot. 18 männliche und sieben weibliche Teilnehmer aus unterschiedlichen Berufssparten durften drei Monate lang nach Feierabend den Öko-Fitneßkurs absolvieren. Mit von der Partie waren unter anderen Umweltschutzbeauftragte, Abteilungsleiter, Betriebsräte, Ingenieure, Selbständige und Unternehmensberater. Sieben Themenschwerpunkte wurden behandelt: Grundlagen umweltökonomischer Zusammenhänge, Analysen ökologischer Schwachstellen innerhalb und außerhalb des Betriebes, umweltorientierte Unternehmens- und Gewerkschaftspolitik sowie Chancen und Perspektiven ökologischer Produktion.

Doch ökologische Fortschritte haben nicht nur etwas mit der Vermittlung harter Fakten, sondern auch etwas mit sozialer Kompetenz zu tun. „Die Kommunikation im Betrieb spielt eine große Rolle“, so die Erfahrung von Michael Schwarz, Leiter der Umweltweiterbildung an der HWP. Immer wieder hätten Teilnehmer darauf verwiesen, wie schwierig es sei, in ökologischen Fragen einen Dialog zwischen Unternehmensführung und den unteren Ebenen hinzubekommen. „Wenn ein Betrieb seine Produktion umstellen will, müssen plötzlich Gruppen zusammenarbeiten, die sonst keinen Kontakt miteinander haben. Das erfordert eine andere Unternehmenskultur“, so Schwarz.

Nicht nur die Nachfrage nach Umweltweiterbildung ist groß, wie die im Herbst diesen Jahres gestartete zweite Auflage des Kurses an der HWP zeigt. Auch der Markt für qualifizierte Arbeitskräfte wächst. Nicht zuletzt durch die neue Öko-Audit-Verordnung der EU, welche im nächsten April in kraft tritt. Danach können sich Betriebe freiwillig verpflichten, auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft zu werden und sich zertifizieren zu lassen.

Trotz dieses Qualifizierungsbedarfs ist allerdings nicht sicher, ob Hamburgs kleinste Universität ihr „Ökologisches Management“ fortführen, geschweige denn ausweiten kann. Nach den drastischen Kürzungen im Haushalt der Hansestadt fehlt das Geld für die notwendigen Stellen. Sigrun Nickel

Kontakt: Hochschule für Wirtschaft und Politik, Michael Schwarz, Tel. 040-4123 4689, Von-Melle-Park 9, 20146 Hamburg.

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