: Der alte Macky, neu entflammt
■ Der Jugendclub des Theaters ist tot, es lebe der Jugendclub: Das letzte Ensemble macht jetzt seine eigene Theatergruppe auf und inszeniert die „Dreigroschenoper“
„Nun macht doch mal was Originelles mit eurem Körper, nicht immer das Gleiche!“. Maria von Bismarck ist unerbittlich, wenn es um die Ausdruckskraft der SchauspielerInnen geht. Sie selbst ist Schauspielerin, war zuletzt von 1989 bis 1993 am Bremer Theater engagiert und weiß wie Spannung auf der Bühne entsteht.
Seit November probt Maria von Bismarck mit einer Gruppe junger SchauspielerInnen „die Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Die Gruppe ist aus dem Jugendclub des Bremer Theaters hervorgegangen. Seit Klaus Pierwoß dort die Intendanz übernommen hat, gibt es am Theater keinen Raum mehr für den schauspielerischen Nachwuchs. Doch der ließ sich nicht entmutigen.
„Ich stehe mitten im Abitur, aber ohne zu spielen, könnte ich das nicht machen“, sagt Benjamin Hille. Er hatte sich schon im Jugendclub engagiert, stand im Sommer vergangenen Jahres auf der Straße „und brannte für das Theater“. Zusammen mit der ebenfalls für das Theater entflammten Lara Holda machte sich Benjamin auf die Suche nach Sponsoren und MitstreiterInnen für das Theaterprojekt „Junges SchauspielT: Brecht“. Sie wollten die „Dreigroschenoper“ spielen. „Wir lieben beide das Stück“, sagt Lara. Das Kulturzentrum Schlachthof stellte einen Proberaum kostenlos zur Verfügung und unterstützt so das Projekt.
Wochenlang suchten Benjamin und Lara eine Regisseurin. Schließlich fanden sie die freie Regisseurin und Schauspielerin Maria von Bismarck. Glücklicherweise wollte sie die „Dreigroschenoper“ seit Jahren inszenieren.
„Das Theater muß aktualisiert werden, ausschließlich darum geht's“, sagt Maria. Die „Dreigroschenoper“ eigne sich da ganz besonders gut, meint sie. Sie hat daher besonders die „elende psychische Situation“ der Hauptfigur Macky Messer herausgearbeitet: „der typische Selbstdarsteller im Kabinett der Eitelkeiten“. Macky dränge es nach Selbstdarstellung, der „typischen Auswirkung einer hybriden, maskulinen Welt“.
Am 15. März hat Junges SchauspielT: Brecht Premiere. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Vorallem fehlt dem Ensemble Geld. Weder das Kulturressort noch der Jugendsenator konnten sich bislang durchringen, das Projekt zu unterstützen. Lediglich die Grünen, die Sparkasse und Bäcker Effenberger haben Geld zugesagt. Dennoch, die Bretter sind dünn. Bis zur Aufführung fehlen noch rund 20.000 Mark. „Auch ein Friseur könnte helfen, der uns bei den Stücken die Haare macht“, sagt Lara.
Die theaterbegeisterten Jugendlichen proben trotzdem weiter. Vier mal in der Woche treffen sie sich im Uhrenturm des Schlachthofes. Jede Szene wird x-mal durchgespielt, auseinandergenommen, wieder verändert. Benjamin, Lara und die anderen SchauspielerInnen konzentrieren sich auf ihre Rolle. Auch nach der zehnten Wiederholung einer einmütigen Szene murren sie nicht, merken höchstens mal an, daß die Szene doch letztes Mal ganz anders gespielt wurde. „Das ändert sich sowieso noch 10.000 Mal“, kontert Maria, weiter geht's. Im Turmzimmer kommt Atmosphäre und Spannung auf, die Szene entsteht auch ohne Requisiten. Wenn das bei der Premiere auch so läuft ... Ulrike Fokken
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