Sanssouci: Vorschlag
■ Foto-Installation von Sebastian Kusenberg
Teutoburger Platz, Berlin, Februar–April und
September–Oktober 1993 Foto: Sebastian Kusenberg
Ein Archiv voll von Blicken aus dem Fenster, in einem einzigen großen Puzzle festgehalten: „Teutoburger Platz“ zerbricht in hundert Einzelteile; Momente, die Sebastian Kusenberg über Monate ediert hat. Dabei interessiert den 1958 in Hamburg geborenen Fotografen nicht die Eigentümlichkeit des Ortes als städtische Ruhezone, sondern all jene Bezüge, die mit dem Wechsel der Situationen entstehen. Der Schauplatz setzt sich aus Übergängen zusammen, statt mit veränderten Perspektiven arbeitet Kusenberg mit unterschiedlichen Zeiten. Fast wie in einem pointilistischen Gemälde ergeben sich aus den Bildfragmenten fremde Schattierungen, bruchhafte graue Felder, die nur als Verkettung aus Eindrücken funktionieren, eine Art Erinnerungs- All-Over. Wo im Frühjahr Gartenbauangestellte mühevoll neues Saatgut ausstreuen, trampeln Kinder im Herbst das Gras wieder nieder. Manchmal verdoppelt sich ein Gärtner von Bild zu Bild, oder der Hund an der Leine einer alten Dame verschwindet und wird von einem Haufen Blätter ersetzt.
Dabei ist der technische Eingriff im Grunde banal, David Hockney hat das Verfahren bereits in den siebziger Jahren für Polaroid-Collagen benutzt. Bei Kusenberg dominiert allerdings die fotografische Präzision und weniger der konzeptuelle Ansatz. Vielleicht bereitet es ihm auch deshalb keine Bauchschmerzen, seine Arbeit bahnenweise zerlegt in einem Restaurant auszustellen. Dort wirkt das Riesensample zwar sehr viel mehr wie eine aufgelistete Foto-Erzählung, aber selbst auf die Größe von länglichen Sitzkissen eingeschrumpft, lassen sich die Bezüge noch von Bild zu Bild verfolgen – wie auf alten chinesischen Papierrollen. Harald Fricke
Die Foto-Installation ist noch bis Ende Februar täglich 12–1 Uhr im Restaurant „Barcelona“, Hannoversche Straße 3, zu sehen.
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