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"Dass" pfeift aus der letzten Dose

■ Die Jäger des Grünen Punktes stehen vor der Pleite: Dem Land Berlin schulden sie sieben Millionen Mark, und von der vorgeschriebenen Sammelquote ist die Dass weit entfernt

Die Kasse ist leer, und auch die ungenügende Sammelquote in der Hauptstadt der Einwegverpackungen macht der Dass (Die Andere Systementsorgungs-GmbH) Probleme. Auf sieben Millionen Mark beziffert der Senat inzwischen die ausstehenden Gelder – Dass-Geschäftsführer Andreas Mönnig sieht freilich nur 2,6 Millionen Mark Schulden. Doch von Konsequenzen für die Berliner Lizenznehmerin des Dualen Systems Deutschland (DSD) wird beim Senat nicht gesprochen. Mit „Zuneigung und Strenge“ möchte Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) der Dass begegnen. Auf der Suche nach einem Ausweg spricht er schon davon, daß man bei den Sammelquoten von „gerechten Zahlen“ ausgehen müsse, ohne die „Ursprungsforderungen aufzugeben“.

Auch beim Eintreiben der Schulden möchte der Senator der Dass nicht allzu weh tun und vergleicht das Unternehmen mit einem Rindvieh: „Wenn wir die Kuh schlachten, gibt sie keine Milch mehr.“ Das findet nun wiederum der SPD-Abgeordnete Holger Rogall empörend.

Verantwortlich für die Schulden macht die Dass das „Duale System Deutschland“. „Seit Mitte 1993 bekommen wir im Jahr vom DSD statt bisher 4,50 Mark pro Einwohner nur noch eine Mark für Öffentlichkeitsarbeit. Für drei Monate wurden die Zahlungen ganz ausgesetzt“, klagt Mönnig. Er verschweigt freilich, daß man für die Aufstellung der Container, das Einsammeln und Sortieren der Verpackungen vom DSD für 1994 insgesamt 100 Millionen Mark bekommen hat.

Insgesamt 11,4 Kilogramm Kunststoff-, Weißblech-, Aluminium- und Verbundverpackungen pro EinwohnerIn und Jahr mußte die Dass 1993 und 1994 in den Gelben Tonnen sammeln, um den Anforderungen der Verpackungsverordnung Genüge zu tun. 1993 hatte die Dass die Quote mit einer Sammelleistung von 5,3 Kilogramm noch weit unterschritten, konnte sich aber nach eigenen Angaben 1994 auf 13,4 Kilogramm steigern. Zu anderen Zahlen kommt der BUND für Umwelt- und Naturschutz. „Hier rechnet die Dass mit allem, was in die Gelbe Tonne geworfen wird – inklusive Fehlwürfe und Verschmutzungen. Diese dürfen aber auf keinen Fall auf die Sammelleistung angerechnet werden“, so Gudrun Pinn vom BUND. Eine Mengenstromanalyse 1993 hätte einen Anteil an Fehlwürfen und Verschmutzungen von 56 Prozent ergeben. Für den BUND ist damit klar: „Die Dass hat die Sammelquote für Leichtverpackungen weder 1993 noch 1994 erreicht.“ Dennoch gilt die Verpackungsverordnung als erfüllt, weil insgesamt 50 Prozent aller Verpackungen eingesammelt wurden.

Andreas Mönnig gibt sich auch optimistisch: „Wir haben im vergangenen Jahr die Sammelleistung für Leichtverpackungen erheblich gesteigert und werden den Trend fortsetzen.“ Doch die Dass wird sich anstrengen müssen. Ab Juli 1995 gelten neue Zahlen. Dann müssen 26,2 Kilogramm pro Einwohner und Jahr mit der Gelben Tonne erfaßt werden, und die 50- Prozent-Klausel fällt weg.

Brisant für die Dass kann es schon jetzt beim Aluminium werden. Das Unternehmen hat aus der Fraktion der Leichtverpackungen nicht genügend Aluminium aussortiert. Sowohl Judith Demba, zuständig für Abfall bei Bündnis 90/Die Grünen, als auch der umweltpolitische Sprecher der SPD- Fraktion, Holger Rogall, fordern jetzt vom Senat die Umsetzung der Verpackungsverordnung. Auf Aluminiumverpackungen müsse nun ein Pflichtpfand erhoben werden und der Handel müsse diese Verpackungen zurücknehmen. Schwierigkeiten wird die SPD an diesem Punkt mit ihrem Koalitionspartner haben. „Es gibt keine Alternative zur Einsammlung über die Gelbe Tonne“, meint der umweltpolitische Sprecher der CDU- Fraktion, Uwe Goetze. Auch die Senatsumweltverwaltung hält sich bedeckt. „Wir prüfen die Konsequenzen eines Pflichtpfandes“, so Wolfgang Bergfelder, Abteilungleiter Abfall der Senatsumweltverwaltung. Die Aluminiumquote sei in insgesamt sieben Bundesländern nicht erreicht worden. Mit denen wolle man sich abstimmen.

Beim Aluminium wird sich zeigen, wie mit schwer zu sortierenden Stoffen umgegangen wird. „Aluminium wird häufig bei Verpackungen mit anderen Stoffen zusammen eingesetzt, etwa bei Getränketüten oder bei Weißblechdosen mit Abreißlasche aus Aluminium. Wir haben jedoch keine Büchsenschneider oder Folienabtrenner bei unseren Sortieranlagen“, sagt Mönnig. Dies müsse bei den Quoten berücksichtigt werden. Rainer Schubert, Abfallwirtschaftsberater, kommt zu einem anderen Schluß: „Wenn bei den Mischverpackungen die Stoffe nicht ausreichend zu trennen sind, darf das Duale System für diese Verpackungen keinen Grünen Punkt vergeben.“ Uta Jacobs

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