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Kampf den Fluten

Im Kampf gegen die massive Unterdrückung der Pressefreiheit durch die Kommunistische Partei war Dai Qing die erste chinesische Journalistin, die sich weigerte, als Sprachrohr der Regierung für das 15 Milliarden Dollar teure Projekt des „Drei-Schluchten-Staudamms“ am Yangzi zu fungieren.

Dort, wo sich der Fluß an den engen, bis zu tausend Meter abfallenden Felshängen vorbeizwängt, soll das Wasser durch einen 150 bis 180 Meter hohen und 1.000 Meter langen Damm in einem Reservoir gestaut werden, das sich über 500 Kilometer erstreckt. Mit einer Speicherkapazität von etwa 18.000 Megawatt wäre das Wasserkraftwerk nach Fertigstellung das größte der Welt.

1919 zum ersten Mal vorgeschlagen, wurde das „Drei- Schluchten-Projekt“ seither von der chinesischen Führungsspitze, angefangen beim Gründer der Republik, Dr. Sun Yatsen, über Mao Zedong zu Deng Xiaoping, als Kernstück der industriellen Entwicklung betrachtet.

1989 veröffentlichte Dai Qing „Yangzi! Yangzi!“, eine Anthologie mit Interviews, Essays und Statements chinesischer WissenschaftlerInnen und Intellektueller zum „Drei- Schluchten-Projekt“. Ungefähr dreißigtausend Exemplare kamen in Umlauf und führten dazu, daß sich eine Opposition gegen dieses Vorhaben innerhalb der chinesischen Elite entwickelte.

Chinas Premierminister Li Peng, der die Umsetzung des umstrittenen Vorhabens zu seinem persönlichen Anliegen gemacht hatte, verkündete Ende 1994 den offiziellen Baubeginn. 1,2 Millionen Menschen müssen in den nächsten Jahren umgesiedelt werden. 32.000 Hektar Ackerland werden überflutet. Experten warnen vor dramatischen ökologischen Folgen, die weit über das mögliche Aussterben des gefährdeten Yangzi- Delphins und der starken Versandung dieses drittgrößten Flusses der Welt hinausreichen.

Human Rights Watch warnte jüngst vor einer „Menschenrechtskatastrophe“. Bereits bei der Umsiedlung der ersten Gruppe von etwa vierzehntausend Menschen habe es Unruhen gegeben. Nach Informationen der Organisation gibt es inzwischen geheime Regierungspläne, wie Proteste der lokalen Bevölkerung niederzuschlagen seien. In den betroffenen Regionen sollen schon zahlreiche Kritiker des Projekts festgenommen worden sein.

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