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Macht ohne Recht

■ Harte Polizeieinsätze während der letzten Stunden des Castor-Transports

Gorleben (taz) – „Ihr habt die Gewalt, aber ihr seid nicht im Recht.“ Der Mann von gut fünfzig Jahren mit einem kleinen gelben Anti-Castor-Plakat rief immer wieder diesen Satz, als der dunkelblau abgedeckte Castor am Dienstag um 17.10 Uhr die letzten zweihundert Meter im Wald bei Gorleben zurücklegte. Vor dem Castor der Wasserwerfer aus Berlin, der seit dem Morgen immer wieder die Strecke freigekämpft hatte, hinter ihm vielleicht hundert Bereitschaftspolizisten im Laufschritt und daneben der einzelne Mann, der am Waldrand mitläuft. Immer wieder ruft er seinen Satz. „Es hat keinen Sinn“, sagt er später, „aber irgend etwas muß man tun.“

Wer die Gewalt im Wendland hat, das hat die Polizei an diesem Tag X bewußt, gezielt und im Übermaß gezeigt. Das Eintreffen des Behälters am Zwischenlager hatte jener Wasserwerfer aus Berlin angekündigt, der schon am Morgen bei der Räumung einer Treckerblockade auf vier oder fünf geworfene Grasbüschel mit 12 bar Wasserdruck geantwortet hatte. „Steinewerfer von links“, tönte es aus dem Lautsprecher des Zugführers oder Einsatzverantwortlichen. „Werfer 1, Wasser marsch!“ Dann wird einfach in den Wald hineingehalten, die Castor-Gegner die bis dahin empört, aber absolut friedlich vor der Absperrung gestanden hatten, müssen nach hinten flüchten.

Zwei Kilometer vor dem Zwischenlager hatte dem Castor die letzte Blockade den Weg versperrt. Hier waren es wieder die ganz Jungen, viele Schüler aus dem Landkreis, die sich auf die Straße gesetzt hatten, bevor mit Wasserwerfer und Knüppel die Straße freigeprügelt wurde. „Wir sind gewaltfrei – Was seid ihr?“ und „Keine Gewalt – keine Gewalt!“, das riefen die Blockierer auch noch, als die Polizei längst vom Wegtragen zum Knüppeln übergegangen war.

„Das ist eine Machtdemonstration, wie ich sie nie erlebt habe“, sagte vor dem Tor des Zwischenlagers Jürgen Seifert von der Humanistischen Union. „Das ist ein Schock für die Leute hier, da entstehen Ohnmachtsgefühle, die beim nächsten Mal sehr gut in Aggression umschlagen können.“ Der Castor war da gerade ins Zwischenlager eingefahren, und der Berliner Wasserwerfer hielt kurz darauf wieder in den Wald hinein. Jürgen Voges

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