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„Hand in Hand“

■ Ismail Kosan (Grüne) fordert Sanktionen gegen türkisches Fernsehen

Viele tun vieles, um die aktuellen Spannungen zwischen den hier lebenden Türken und Kurden noch zu verschärfen, und kaum jemand tut etwas für das Gegenteil. 140 Anschläge auf türkische Reisebüros und andere Einrichtungen habe es in der letzten Zeit bundesweit gegeben, 13 davon in Berlin, zählte gestern der grüne Abgeordnete Ismail Hakki Kosan auf. Doch obwohl diese kleinen Unternehmer weder für die Abschiebung von Kurden noch für die Intervention des türkischen Militärs im Nordirak verantwortlich seien, habe keine kurdische Organisation dazu kritische Töne verloren. Umgekehrt habe auch keine türkische Organisation Kritik am türkischen Staatsfernsehen TRT-INT geübt, das derzeit über das Berliner Kabelnetz massiv zu Spenden für die Kampagne „Hand in Hand mit unseren Soldaten“ – für die Interventionstruppen – aufruft.

Der der türkischen Regierung nahestehende Sender TRT-INT, der über die Kabelnetze bundesweit ausgestrahlt wird, folgte diesem Beispiel in einer 56stündigen Sondersendung. Noch bis zum islamischen Opferfest am 9. April wird er täglich um Spenden für den Krieg werben. Aufmerksame Zuschauer haben inzwischen die Landesmedienanstalten alarmiert. Deren Direktoren wollen Sanktionen gegen TRT-INT diskutieren.

Claudia Dantschke und Ali Yilderim vom deutsch-türkischen Lokalsender AYPA-TV machten indes darauf aufmerksam, daß seit Jahren „noch viel schlimmere Sachen“ über die Kabelkanäle gesendet würden, ohne daß die Medienanstalt eingeschritten sei.

Im islamisch-fundamentalistischen Sender TFD, der die Spendenkampagne ebenfalls unterstütze, dürfe die Islamistische Partei die Einführung der Scharia in der Türkei propagieren und die „Hamas“-Bewegung per Video „Schmeißt die Juden ins Meer“ fordern. Und in TD1 trete ein rechter türkischer Politiker nach dem anderen auf. Ein Sendeverbot für das Regierungsfernsehen TRT- INT sei hier wahrscheinlich sogar kontraproduktiv, so die beiden Medienexperten. Das treibe womöglich nur noch mehr Zuschauer vor die Sendungen der Fundamentalisten und bestärke die Türken in ihrer Abwendung von den als „türkenfeindlich“ empfundenen deutschen Medien. Ute Scheub

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