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■ Die Grünen und die PädophilenNichts dazugelernt

Ungern erinnern sich die Grünen an die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1985, bei der die Partei deutlich unter der Fünfprozenthürde blieb. Der Grund für das damalige Debakel: Die verlogenen Phrasen der Pädophilen-Fraktion von der „einvernehmlichen Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen“ im Wahlprogramm, mit denen nur die eigenen Interessen auf Kosten der Kinder abgesegnet wurden, sorgten für einen Entrüstungssturm. Was für die NRW-Grünen längst Vergangenheit ist, scheint in Berlin nur vergessen. Kaum geben die grünen Wahlerfolge in NRW und Bremen auch den Berliner Hoffnungen auf einen politischen Wechsel Rückenwind, schicken sich Berliner Bündnis 90/Die Grünen in Berlin entschlossen an, sich selbst ein Bein zu stellen.

Wenn der grüne Parteiapparat an den Aktivitäten des Parteimitglieds und „Kinderfreundes“ K. nichts Parteischädigendes findet, sollte er sich dringend in Nordrhein-Westfalen über die Folgen solchen politischen Abenteurertums erkundigen. Und wenn ein hiesiger Funktionär gar noch parteiintern äußert, es sei Privatsache, was jemand in seiner Freizeit mit Kindern anstelle, dann hat er vergessen, daß es gerade die Bewegung der Grünen war, die in ihren Anfängen das Private als äußerst politisch ansah.

Es wäre der Höhepunkt einer jahrelangen Drückebergerei der Grünen im Gewande angeblicher Toleranz gegenüber den Pädophilen in ihrer Partei, wenn das Schiedsgericht heute abend den gerichtsnotorischen Mißbrauch von Kindern nun auch noch mit der weiteren Mitgliedschaft belohnte. Der CDU könnte man keinen größeren Gefallen tun, um die Grünen als unberechenbare Gefahr für die Stadt darzustellen – und sie hätte recht damit. Da spielt es auch keine Rolle, daß die früher im Wahlprogramm enthaltenen offen pädophiliefreundlichen Formulierungen verschwunden sind. Mit der jetzigen Aussage, daß es „auf der Basis von Abhängigkeit und Ungleichheit [...] keine einvernehmliche Sexualität geben“ kann, drückt man sich auch weiterhin um eine klare Ablehnung herum. Wenn die Parteizentrale von Bündnis 90/Die Grünen sich schwertut, parteischädigendes Verhalten bei K. festzustellen, werden die Wähler das gern übernehmen. Soweit sollten es die Grünen allerdings nicht kommen lassen. Gerd Nowakowski

Siehe auch Bericht Seite 23

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