: Ein Hauch von „Jurassic Park“
■ US-Forscher erweckten Millionen Jahre altes Bakterium wieder zum Leben
Washington (AP) – Vor 25 Millionen Jahren wurde der Kadaver einer stachellosen Biene von Baumharz umschlossen, das sich zu Bernstein verhärtete. Ein Bakterium im Magen der Biene verwandelte sich in Sporen, die jetzt, in einem an Spielbergs „Jurassic Parc“ erinnernden Experiment, zum Leben erweckt wurden. Dies erklären zumindest die beiden Forscher an der Kalifornischen Polytechnischen Hochschule, Raul Cano und Monica Borucki. Sie publizierten Einzelheiten und Folgerungen ihres einzigartigen Experiments in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science.
Cano, der gegenüber der Washington Post von 1.700 weiteren Organismen sprach, die aus Bernstein isoliert wurden, ist sich seiner Sache völlig sicher. Der aus der Dominikanischen Republik stammende Bernstein sei vor der Öffnung sterilisiert worden, um eine Verunreinigung der Proben unmöglich zu machen. Erst dann sei die Biene, die einer ausgestorbenen Art angehört, aus dem Bernstein geholt worden. Anschließend wurden die in ihrem Magen gefundenen Sporen isoliert und in einer Bakterienkultur angelegt. Sie hätten sich schnell zu einem genetisch einzigartigen Bakterium entwickelt. Ähnlichkeiten gebe es aber mit dem Bacillus sphaericus, das im Magen heute lebender Bienen vorkommt.
Laut Cano hilft das Bakterium den Bienen beim Aufschluß von Nahrung, die sie sonst nicht verarbeiten könnten, und schützt sie mit einem selbstproduzierten Antibiotikum vor Krankheiten. Genau diese antibiotische Wirkung auch des laut Cano 25 bis 40 Millionen Jahre alten Bakteriums werde nun auf ihre Verwendbarkeit in der Medizin untersucht. Die Einzigartigkeit des Bakteriums habe die Pharmafirma Amberjean, die die kommerzielle Nutzung des Organismus übernehmen will, in San Francisco bestätigt.
Andere Experten sind von den Erkenntnissen der beiden Wissenschaftler an der California Polytechnic State University noch nicht völlig überzeugt. Peter Setlow, Professor an der Universität von Connecticut, sagte, die Daten über Bernstein, Biene und Sporen seien zwar nachweislich korrekt, das Alter des daraus gewonnenen Bakteriums dagegen noch nicht mit letzter Sicherheit geklärt. Er sprach sich für Gegenproben in anderen Labors aus, um den Nachweis von Cano und Borucki zu bestätigen. Andere zollten den beiden kalifornischen Forschern zwar Beifall, hielten zunächst aber an der These fest, die Sporen seien wohl doch mit modernen Bakterien verseucht worden. Paul Recer
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