: General Lebed geht
■ Transnistriens Befehlshaber reicht Demission ein / Protest gegen Abrüstung
Bukarest (taz) – Einer der populärsten Befehlshaber der russischen Armee, General Alexander Lebed, hat am Dienstag beim russischen Präsidenten Boris Jelzin seine Demission eingereicht. Lebed reagierte damit auf eine Anordnung des russischen Verteidigungsministers Pavel Gratschow vom 19. April über die Umstrukturierung der in der separatistischen Republik Transnistrien stationierten 14. Armee, deren Befehlshaber er ist. Danach soll der Generalstab der Armee von 320 Offizieren zunächst um 110 Offiziere, die Truppenstärke von 8.000 Soldaten um die Hälfte verringert werden.
Hintergrund der Anordnung ist dabei vor allem der Konflikt zwischen Lebed und Boris Jelzin. Lebed hatte diesen scharf für die Invasion in Tschetschenien kritisiert. Beoachter sehen in Lebed seit langem einen aussichtsreichen Kandidaten für das Amt des russichen Staatspräsidenten.
Im Zusammenhang mit seiner Demission wiederholte Lebed seine Kritik an den Umstrukturierungsplänen für die 14. Armee, die er „kriminell“ nannte. Der General hatte bereits früher einen langsamen Personalabbau gefordert, da den Entlassenen keine ausreichende soziale Absicherung geboten werden könne. Nun wird befürchtet, daß sich Offiziere und Soldaten den transnistrischen Garden anschließen, die Kontrolle über die riesigen Waffen- und Munitionsdepots der 14. Armee nicht mehr möglich ist und Transnistrien, das sich von der ehmaligen Sowjetrepublik Moldova abspaltete, dann von bewaffneten Banden beherrscht wird.
Die Regierung in Moldova nahm zu Lebeds Rücktritt noch nicht Stellung. Beobachter in der Hauptstadt Tiraspol gehen davon aus, daß Lebed noch einige Monate Kommandant der 14. Armee bleiben werde. Würde Gratschow seine Anordnung nämlich tatsächlich umsetzen, stünde ein neuer Konflikt mit dem russischen Parlament bevor. Dieses hatte sich in der vergangenen Woche für den unveränderten Verbleib der 14. Armee in Transnistrien ausgesprochen. Keno Verseck
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen