■ Kriminalitätsstatistik: Vorsicht, Zahlen!
Die Justizsenatorin, sonst um Sachlichkeit und Objektivität bemüht, hat mit ihrer gestrigen Pressekonferenz ein auf vielen Bürgerversammlungen angekündigtes Versprechen wahr gemacht: Die blutrünstigen Medien müssen dazu gebracht werden, mehr positive Meldungen auf die Titelseiten zu bringen. Nur so könne den grundlos verängstigten Bürgern die Angst genommen werden, Opfer eines Verbrechens zu werden. Man vermelde das Positive, koche Negativrekorde herunter – fertig ist das Bild einer friedlichen Stadt.
Zum Beweis ihrer angsthemmenden These führt Peschel-Gutzeit in aller Ausführlichkeit und mit Zahlen hinter dem Komma rückläufige Entwicklungen bei Diebstahl, Vergewaltigung und Ladendiebstahl an. Nur beiläufig hingegen erwähnt sie, daß Berlin nach wie vor eine erschreckende Spitzenposition bei Gewaltverbrechen wie Mord und Totschlag einnimmt. Fast im gleichen Atemzug, in dem die Justizsenatorin von einem „traurigen Rekord“ spricht, appelliert sie an die versammelte Journaille, mit ihrer Berichterstattung zum „Haftenbleiben positiver Fakten“ beizutragen. Trotz statistischer 14 Morde auf 100.000 BerlinerInnen gebe es keinen Grund für die verbreitete „subjektive“ Angst.
So rückt die begrüßenswerte Kritik einer sich selbst als konservativ bezeichnenden Justizsenatorin an der Kriminalitätsstatistik von Innenminister Manfred Kanther, die Straftaten von Ausländern aufnimmt, die ohnehin nur von ihnen begangen werden und keinem Deutschen weh tun – die Verletzung des Aufenthaltsrechtes –, bedauerlicherweise in den Hintergrund. Wer Verantwortung und Objektivität im Umgang mit Zahlen bei anderen einfordert, muß sich zunächst selbst dran halten. Barbara Bollwahn
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