■ Mit dem Hurrikan auf du und du
: Stürmisches Jahr

Berlin (taz) – Da kommt einiges auf uns zu! In dieser Tropensturmsaison, die bis Ende November dauert, drohen die schlimmsten Hurrikane seit 20 Jahren. Die Meteorologen und Analytiker der Colorado State University in Fort Collins, die sich seit Jahrzehnten mit Hurrikan-Vorhersagen beschäftigen, sehen eine „Sturmintensität“ voraus, wie es sie „seit 45 Jahren“ nicht mehr gegeben hat. Bis November soll es acht „volle“ und vier „kleinere“ Hurrikane geben. Der volle entwickelt Windgeschwindigkeiten von mindestens 118,4 Stundenkilometern, der kleinere von mindestens 62,4. Aber: Drei von den acht erwarteten Hurrikanen gehören zu den Kategorien drei, vier und fünf; beim „Fünfer“, dem sogenannten „Killer- Hurrikan" können 248 und mehr Stundenkilomer erreicht werden.

Der Meteorologe Christopher Landsea von der Colorado-Forschungsgruppe rechnet damit, daß vor allem die karibischen Inseln und die USA von den Stürmen betroffen sind. Amerikas Versicherungsgesellschaften sind alarmiert. Millionenschäden werden erwartet. Denn die Bebauung der US- Küsten mit Hochhäusern und Einfamiliensiedlungen, die besonders gefährdet sind, hat sich seit 1993 beschleunigt.

Eine Reihe besonderer meteorologischer Konditionen läßt 1995 zum „Hurrikan-Jahr" werden:

In der afrikanischen Sahel- Region, wo oft Hurrikan-Embryos entstehen, ist für den Rest des Jahres ein nasseres Wetter als üblich zu erwarten. Das führt zu mehr Hurrikan-Geburten, die meist über den Atlantik in Richtung USA ziehen

Ein anderer Faktor sind die Stratosphären-Winde, die um den Äquator ziehen und ihre Richtung alle 12 bis 16 Monate ändern. Sie kommen in den nächsten Monaten aus dem Westen, ein schlechtes Omen.

Die Oberflächentemperaturen des Atlantik sind 1995 besonders warm. Das führt zu besonders starken Hurrikanen.

In den letzten Jahren, so urteilt Jochen Püttker vom Seewetteramt Hamburg, war die Hurrikan-Tätigkeit „unter normal“, mit „über normal“ sei 1995 im Juli, August und September zu rechnen. Etwa zehn Prozent der Hurrikane hätten Auswirkungen auf das Europawetter. Dann seien „starke Niederschläge und Orkanböen“ bei uns angesagt. Wolfgang Will