Cholera in Moldova

■ Verseuchtes Wasser löst Epidemie aus

Bukarest (taz) – In der exsowjetischen Moldau-Republik sind die ersten Menschen an der Cholera gestorben. Importiert wurde die Seuche wohl aus der Ukraine, wo nach dem Ausfall einer Pumpe riesige Mengen ungereinigten Abwassers eine Umweltkatastrophe ausgelöst hatten. Ein weiterer Verursacher der Epidemie ist das verunreinigte Trinkwasser in Moldova.

Am Wochenende meldeten Behörden den ersten Todesfall in der Hauptstadt Chișinau sowie einen weiteren in dem transnistrischen Tiraspol. Seit ihrem Ausbruch Anfang vergangener Woche hat sich die Seuche zudem offenbar weiter im Land ausgebreitet. Außer mehreren Kranken in Chișinau und Tiraspol hatten sich bis zum Wochenende in mehreren Ortschaften der Provinz 33 Menschen mit Cholera infiziert.

Ein Krisenstab zur Bekämfpung der Epidemie hat mittlerweile eine Ortschaft in der Nordmoldau unter Quarantäne gestellt und zahlreiche Verbote erlassen. Seit letzter Woche darf zum Beispiel kein Fisch mehr aus dem Schwarzen Meer nach Moldova importiert und verkauft werden. Inzwischen ist auch der Verkauf von leichtverderblichen Lebensmitteln auf Straßen und Marktplätzen verboten worden.

In den Gewässern in und um Chișinau darf nicht mehr gebadet und gefischt werden, und auch in Tiraspol wurden Baden und Fischen im Fluß Dnjestr verboten. Zudem wurden Hygienekontrollen von Menschen und Lebensmitteln auf Bahnhöfen und Marktplätzen angeordnet. Ähnliche Kontrollen finden an allen Grenzübergängen statt.

Experten in Chișinau wiesen darauf hin, daß jährlich mehrere hunderttausend Kubikmeter Schmutzwasser in die Speicherbecken für Trinkwasser gekippt werden. Unter knapp tausend Wasserproben, die in der letzten Woche im ganzen Land untersucht worden waren, wurden in 163 Fällen Cholerabakterien gefunden. Die letzte Cholera-Epidemie gab es in der Moldau-Republik im Jahre 1971. Keno Verseck