: „Das ist hier nicht wie bei der UNO“
■ In Amsterdam stellte sich der neue Greenpeace-Direktor Thilo Bode vor / Die neue Strategie ist zentralistisch
Amsterdam (taz) – Nach dem Brent-Spar-Erfolg bricht für die Umweltschützer eine neue Zeit an, meint Thilo Bode, ab September neuer Direktor von Greenpeace International in Amsterdam. Ab jetzt kann hier niemand mehr machen, was er will. „Wir sind nicht bei der UNO“, meinte der bisherige Chef von Greenpeace Deutschland. Dreitägige Strategie- gespräche haben ergeben, daß Greenpeace künftig eine strikt internationale Organisation sein soll. Die Landesverbände dürfen sich ab jetzt nicht mehr aus internationalen Kampagnen ausklinken und müssen ihre eigenen Kampagnen fortan von der Zentrale abnicken lassen. Das Hauptquartier in der Amsterdamer Keizergracht soll aufgewertet werden.
Die Entscheidungen werden die ohnehin schon mäßig demokratische Struktur deutlich beeinflussen. Bislang galt, daß nur Landes- filialen, die mindestens 24 Prozent ihres Budgets an Greenpeace International abführten, auch Stimmrecht hatten.
Bode: „Das waren am Ende nur noch Deutschland, England und Holland“, dazu vielleicht noch Österreich oder die Schweiz. Subventionierte Büros soll es in Zukunft nicht mehr geben. Nur wer zahle und sein Konzept mit Amsterdam abspreche, bekomme das Stimmrecht. Das Stimmrecht soll sich auch danach richten, welchen Beitrag die jeweilige Landesorganisation abliefere.
Parallel dazu kürzt Greenpeace International das Budget um 18 Prozent auf 25,9 Millionen US- Dollar. Die Reformen seien nötig, um die Organisation effizienter und schlagkräftiger zu machen sowie um, wie geplant, in China beziehungsweise Honkong ein Greenpeace-Büro aufmachen zu können. Was im Pazifik gegen die französischen Atomversuche genau geplant ist, wollte Bode mit Hinweis auf die mithörenden Ohren der französischen Regierung nicht sagen. Nur soviel: Man wolle keineswegs Aktionen lediglich für die Medien inszinieren, genausowenig das französische Volk treffen. Ein Boykott sei daher nicht sinnvoll. Bevor man boykottiere, müsse man bedenken: „Kann man gewinnen? Wer wird das Opfer?“
Auch der Boykott gegen Norwegen wegen dessen fortgesetzen Walfangs sei abgeblasen, sagte Bode. Nur: Seitens Greenpeace hat dies offenbar noch niemand an die Medien weitergegeben; selbst Bode konnte nicht sagen, seit wann denn das Boykottende in Kraft ist. Zuletzt kündigte Bode an, daß Greenpeace sich darum bemühen werde, einen Mitarbeiter zu der von Shell angekündigten Untersuchung der Ölplattform Brent Spar zu schicken. Mike te Roll
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