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Begeisterter Empfang für Wu

■ US-Menschenrechtler von China ausgewiesen

San Francisco (AP) – Nach zwei Monaten Haft in China ist der abgeschobene chinesisch-amerikanische Menschenrechtler Harry Wu wieder in seinem kalifornischen Wohnort eingetroffen. Wu, der am Donnerstag morgen von einem Gericht in Wuhan zu 15 Jahren Haft wegen Spionage verurteilt und abgeschoben worden war, landete noch am gleichen Abend auf dem Flughafen von San Francisco, wo er von seiner Frau und Dutzenden Anhängern auf dem Rollfeld begeistert empfangen wurde.

Der 58jährige Wu, ein Chinese mit amerikanischer Staatsangehörigkeit, sagte bei seiner Ankunft, er habe während seiner Haft kein Radio und keine Zeitungen gehabt und daher nicht gewußt, was in der Außenwelt vor sich gehe. Die Aufseher hätten ihm wiederholt gesagt, die USA könnten nichts für ihn tun. Er war wegen Spionage und Weitergabe von Staatsgeheimnissen an Ausländer verurteilt worden.

Wus Frau Ching Lee reagierte mit Freude auf die Nachricht von der Abschiebung ihres Mannes. „Ich bin viel zu glücklich, um meine Gefühle ausdrücken zu können“, sagte sie. Der frühere US- Präsident Jimmy Carter erklärte in Atlanta, die Freilassung könne zu einem Abbau der Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China beitragen, die in jüngster Zeit deutlich zugenommen hatten.

Mit der Entscheidung, Wu abzuschieben, hat China möglicherweise auch den Weg für eine Teilnahme der amerikanischen First Lady Hillary Clinton an der Weltfrauenkonferenz im September in Peking freigemacht, an deren Anwesenheit der Führung offenbar viel gelegen ist. Über eine Reise Hillary Clintons zu der Konferenz ist bislang noch nicht entschieden.

Wu saß als Regimekritiker 19 Jahre lang in chinesischen Arbeitslagern und emigrierte vor zehn Jahren in die Vereinigten Staaten. Er wurde Mitte Juni an der kasachischen Grenze festgenommen und drei Wochen später unter Anklage gestellt.

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