: Diplomatische Offensive gegen Frankreich
■ Australien: Atomtests von demokratischen Regierungen sind besonders verwerflich
Berlin (taz/rtr/AP) – Die französische Sicherheitspolitik ist ziemlich von der Rolle. Australiens Ministerpräsident Paul Keating kritisierte gestern, man könne die geplanten Atomtests auf Moruroa doch nicht mit dem deutschen Einmarsch in Frankreich 1940 begründen. Dies aber wurde von französischer Seite vorgebracht. Die französischen Militärs müßten sich endlich aktuellen Bedrohungen wie der Weiterverbreitung von Atomwaffen und den Atombombenprogrammen von Irak und Pakistan stellen.
Keating bezog sich auf einen Beitrag des französischen Verteidigungsministers Hervé de Charette in der International Herald Tribune. Charette hatte geschrieben: „Nukleare Abschreckung hat fünfzig Jahre Frieden in Europa gebracht. Vorher wurde mein Land dreimal in 100 Jahren angegriffen.“
Gestern argumentierte der Verteidigungsminister, eine Debatte über die europäische Rolle der französischen Atomwaffen sei unausweichlich. Untersuchungen in Schweden und auch in Deutschland hätten ergeben, daß bei den unterirdischen Atomtests keine Radioaktivität an die Oberfläche gelangt sei.
Der französische Geologe Pierre Vincent vom Vulkanischen Forschungszentrum Clermont-Ferrand warnt hingegen vor der Katastrophe, die nach den Atomtests auf dem Moruroa-Atoll losbrechen könnte: Die Druckwelle könnte den Vulkan unter Moruroa zu neuem Leben erwecken, dieser eine riesige Flutwelle auslösen, Radioaktivität sich ungehindert ausbreiten und das südpazifische Paradies verseuchen.
Das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior II wird vor dem Moruroa-Atoll seit gestern von einer französischen Fregatte beschattet. Ein französischer Offizier teilte dem Kapitän Derek Nichols mit, er habe die Aufgabe, die Greenpeacler am Eindringen in die Zwölf-Meilen-Zone zu hindern. In Bern demonstrierten gestern über 5.000 Menschen gegen die geplanten Atomtests, in Ungarn rief die bedeutendste Umweltorganisation des Landes, Levego, zum Boykott französischer Waren auf. Und immer mehr französische Urlauber stornieren ihre Australienreise. ten
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