: Sinneswandel eines Stars
■ HSV 2:2 in Düsseldorf / Yordan Letschkow steht vor Rückkehr ins Team
Das Spiel in Düsseldorf war schnell abgehakt. Der HSV hatte zwar nur 2:2 gespielt, aber die Treffer von Jörg Albertz und Jens Fischer, der wegen Schiedsrichterbeleidigung noch die rote Karte kassierte („du Arschloch“), hatten am Samstag nachmittag für Trainer Benno Möhlmann gelangt. Das 100. Bundesligaspiel als HSV-Coach war vorerst nicht sein letztes gewesen. Am kommenden Sonntag gegen Hansa Rostock ist der 41jährige auf jeden Fall noch dabei.
Wahrscheinlich wird dann beim sieglosen Tabellensechzehnten sogar ein Kicker mit auflaufen, der eigentlich schon längst nicht mehr in Hamburg sein wollte: Yordan Letschkow. „Ja, ich möchte wieder für den HSV spielen“, erklärte der bulgarische Nationalspieler am Wochenende seine Bereitschaft zu einem Neuanfang. Ganz unvermittelt kommt die Entwicklung nicht.
Zum einen drängte sein Fürsprecher Uwe Seeler, der die Noch-Verantwortlichen immer wieder dazu aufgefordert hatte, den Spielgestalter nicht länger auf der Tribüne schmoren zu lassen, wohin der 28jährige im Mai verbannt worden war. Ausschlaggebend für die Wende war jedoch, daß Letschkow keinen neuen Verein finden konnte. Interessenten wie Kaiserslautern hatten dankend abgewunken, als sie von fünf Millionen Mark Ablöse und den finanziellen Forderungen des Filigrantechnikers erfuhren: Von einer Million Mark Gehalt wie bisher plus einem Handgeld in siebenstelliger Höhe war die Rede.
„Ich sehe und spüre, daß ich für andere Vereine nicht zu haben bin. Also versuche ich, hier wieder zu spielen und alles für den HSV zu geben“, scheint Letschkow, der einen Vertrag bis 1997 besitzt, plötzlich einsichtig. In den nächsten Tagen wollen sich alle Beteiligten zusammensetzen. „Wenn Präsidium, Trainer und Letschkow grünes Licht geben, dann gibt ihm auch die Mannschaft eine neue Chance“, versprach gestern Kapitän Jürgen Hartmann, der jedoch nicht in Euphorie verfiel. „Letztendlich bin ich von seinem Sinneswandel noch nicht so überzeugt“, ging Hartmann auf Distanz zum zwangspausierenden Star, der sich vom Team oft unverstanden fühlte. Im Moment sei die Mannschaft trotz fehlender Erfolge eine Einheit, die durch ihn nicht in Gefahr kommen dürfe. lno/cleg
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