piwik no script img

Aufruf zum Politiker-Boykott

■ Grüne empört über CDU-Liepelts Attacken auf Multikulti

Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Volker Liepelt, geht mit derben Seitenhieben auf die multikulturelle Gesellschaft in seinem Wahlkreis I in Tiergarten auf Stimmenfang. In einem Flugblatt schreibt er, an seiner Äußerung „Mit dem Autoschieber aus Rumänien, dem Drogendealer aus Ghana und dem zigarettenschmuggelnden Vietnamesen will ich keine multikulturelle Gesellschaft aufbauen“ habe er nichts zurückzunehmen. Der Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis II in Tiergarten, Steff Ulbrich, hat daraufhin zum Boykott des CDU-Politikers auf Wahlveranstaltungen aufgerufen: Die Assoziation „multikulturell gleich multikriminell“, die Liepelt in seinem Flugblatt erwecke, sei „unglaublich“.

Ulbrich forderte alle anderen demokratischen Parteien, die sich in Tiergarten zur Wahl stellen, auf, von Veranstaltungen mit Liepelt Abstand zu nehmen. Auch für Peter Schuster, der für die SPD im Wahlkreis II kandidiert, ist Liepelts Flugblatt „ein schlimmes Ding“. Er verlangt eine Distanzierung Liepelts und der gesamten CDU-Fraktion von seinen Äußerungen. Liepelts direkte SPD-Gegenkandidatin, Jutta Schauer-Oldenburg (SPD), war gestern nicht zu erreichen.

Liepelt stützt seine Äußerungen und seine Forderung nach „einem zumindest vorübergehenden Zuzugsstopp für Ausländer“ auf angebliche Polizeiangaben aus Tiergarten über „türkische Jugendbanden, die den Kiez belästigen“. Die Vorwürfe wegen ausländerfeindlicher Hetze weist er als „bewußtes Wahlkampfgetöse“ und „bewußte Mißdeutung“ zurück. „Ich habe nichts Neues gefordert“, so der CDU-Hardliner zur taz, „und nicht alle Ausländer verdammt.“ Vielmehr wolle er mit seiner Position zu „einer schwierigen Frage“ gegen Politikverdrossenheit ankämpfen. Barbara Bollwahn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen