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BVGler wollen bei Reformzug nicht zurückbleiben

■ 7.000 Beschäftigte fordern Verzicht auf Entlassungen beim Personalabbau

Ausgerüstet mit Dutzenden von Plakaten, Trillerpfeifen und Nebelhörnern kamen gestern morgen etwa siebentausend BVGler zur außerordentlichen Personalversammlung auf den Busbetriebshof in der Müllerstraße.

Mit Parolen wie „Die oben dicke Daimler fahren, bei uns mit jedem Pfennig sparen“ und „Kollegen werdet endlich wach, die Arbeitgeber wollen Krach“, waren zuvor 3.000 Menschen durch die Müllerstraße in Wedding gezogen, um ihren Forderungen nach einem Verzicht auf Entlassungen ohne soziale Absicherung und nach einem Tarifvertrag Nachdruck zu verleihen.

Die aufgebrachten BVGler wollen Aufklärung, wie sich der Vorstand den angekündigten Personalabbau um 4.700 auf 15.300 Stellen bis Ende 1989 vorstellt. Grund der Verunsicherung der derzeit etwa 20.000 Beschäftigten sind befürchtete betriebsbedingte Kündigungen, die die Unternehmensführung nach Angaben der ÖTV erstmals nicht mehr ausschließe.

Die beiden Kandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters, Ingrid Stahmer (SPD) und Eberhard Diepgen (CDU), sicherten den Demonstrierenden zu, daß die Verhandlungen über einen Tarifvertrag zum Ausschluß von betriebsbedingten Kündigungen aufgenommen werden.

Herwig Haase (CDU), Verkehrssenator und BVG-Aufsichtsratsvorsitzender, versprach zwar auch, daß es keine Entlassungen ohne soziale Absicherung geben werde. Doch eine Zusage zur Aufnahme von Tarifverhandlungen machte er nicht. Hielt sich der Protest gegenüber den – so ein Arbeiter – „Blabla-Wahlkampfversprechen von Diepgen und Stahmer“ noch in Grenzen, wollten die Buhrufe und Pfiffe bei Haase kein Ende nehmen.

BVG-Pressesprecherin Carmen Kirstein versicherte, man wolle einen „sozialverträglichen Personalabbau“ in Form von Vorruhestandsregelungen und Abfindungen insbesondere in der Hauptverwaltung. Durch die Einsparung von 4.700 Beschäftigten will die BVG 70.000 Mark pro Mitarbeiter einsparen. Kirstein widersprach auch Befürchtungen nach Teilprivatisierungen des Unternehmens: „Es wird keine Privatisierung von Omnibusbahnhöfen geben.“

Das Ergebnis einer in Auftrag gegebenen Studie, die zu dem Schluß kommt, daß bei Löhnen privater Fahrbetriebe 460 Millionen Mark gespart werden könnten, sei nur „eine der vielen Überlegungen“. Um das Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen, denke man „über alles Mögliche“ nach. So sei vorstellbar, Straßenbahnen über Kredite oder Leasing zu finanzieren.

Bereits 1994/1995 gab es zwei Abfindungs- und Vorruhestandswellen bei der BVG. Der Großteil der knapp 3.000 Beschäftigten, die das Unternehmen mit bis zu 40.000 Mark in der Tasche verließen oder in den Vorruhestand gingen, waren nach Angaben von ÖTV-Pressesprecher Ernst-Otto Kock jedoch Arbeiter. Die 3.800 Angestellten hätten von den Angeboten kaum Gebrauch gemacht. Die sollen jetzt nach Kocks Angaben „bis auf fünfzig Prozent runtergefahren“ werden. Das sei mit einer „natürlichen Fluktuation“ nicht zu schaffen. Deshalb fordert die ÖTV Tarifverhandlungen. „Wenn das nicht in angemessener Zeit passiert“, so Kock, „wird man Druck machen.“ Dazu gehörten auch Warnstreiks. Barbara Bollwahn

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