: Weltbank gibt weniger Kredite an arme Länder
■ Finanzzusagen um 8 Prozent gestiegen. Mehr Geld für Lateinamerika und Europa
Washington (AFP/epd) – Die Weltbank hat ihre Finanzierungszusagen im Geschäftsjahr 1995 im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent gesteigert. Nach ihrem Jahresbericht 1995 erreichten die Zusagen der Bank vom 1. Juli 1994 bis zum 30. Juni 1995 insgesamt 22,5 (1994: 20,8) Milliarden Dollar. Am deutlichsten nahmen die Zusagen für die Regionen Lateinamerika und Karibik zu, wo für 52 Projekte 6,1 (4,7) Milliarden Dollar bewilligt wurden. Kräftig zugenommen hat ebenfalls die Kreditvergabe an Europa und Mittelasien. In dieser Region wurden 58 Projekte mit 4,5 Milliarden Dollar gebilligt, was einem Anstieg um mehr als 700 Millionen entspricht. Allein Rußland erhielt 1,7 Milliarden Dollar Kredite.
Die größten Kreditnehmer mit rund drei Milliarden Dollar waren erneut die Volksrepublik China, gefolgt von Mexiko, das 2,4 Milliarden Dollar Zusagen erhielt, sowie Indien mit zwei Milliarden Dollar. Die Hilfe an die ärmsten Länder blieb dagegen mit 8,5 Milliarden Dollar um 900 Millionen unter dem Wert des Vorjahres. Zur Verteidigung führt die Weltbank an, daß 25 Prozent aller ihrer Investitionsdarlehen und 43 Prozent der Kredite der Weltbank-Tochter IDA „gezielt und unmittelbar“ Armen zugute kämen.
Für Projekte im sozialen Bereich wurden 3,9 Milliarden Dollar aufgewendet, das sind 17,3 Prozent der gesamten Zusagen. Der Energiesektor erreicht bei den gesamten Kreditzusagen einen Anteil von 12,6 Prozent. Für die Landwirtschaft wurden 11,8, den Finanz- 11,4 und den Verkehrssektor 9,5 Prozent der Zusagen bewilligt. Die Darlehensvergabe für Anpassungsprogramme belief sich auf 24 Prozent der Zusagen, verglichen mit zwölf Prozent im Vorjahr.
Ausführlich geht der Bericht auf die Beziehungen der Weltbank zu den nichtstaatlichen Organisationen ein. Bei 41 Prozent der neu genehmigten Projekte seien solche Gruppen beteiligt worden. Dabei gehe es vor allem um die Bewertung der Umwelteffekte der Weltbank-Projekte sowie eine Mitwirkung bei „Armutsgutachten“.
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