: Konkretes fleißig vermieden
■ Dreibändiger Bericht zur Stadtentwicklung vorgelegt
Wir haben uns alle lieb, sind gute Demokraten und geloben feierlich, unsere jetzt vage formulierten Ziele und Aufgaben für die künftige Hamburger Stadtplanung niemals aus den Augen zu verlieren: Diese frohe Botschaft verkündete die Enquête-Kommission „Stadtentwicklung“ gestern der Bürgerschaft und legte als Beweis für einjährigen Fleiß einen dreibändigen Abschlußbericht vor. Den nahm Chefplaner Thomas Mirow entgegen und sprach: „Der Bericht deckt sich in zahlreichen Grundaussagen mit dem von mir vor kurzem vorgelegten Entwurf zum Hamburger Stadtentwicklungskonzept.“
Das stimmt insofern, als der Bericht der Kommission – sie wurde vor einem Jahr gegründet und besteht aus neun externen Sachverständigen sowie sechs Bürgerschaftsabgeordneten verschiedener Parteien – keine konkreten Projekte, sondern Richtlinien für eine soziale und umweltverträgliche Stadtentwicklung der kommenden zehn bis 20 Jahre nennt.
Die wichtigsten Forderungen des Werks: Ohne eine enge Abstimmung zwischen Hamburg und den angrenzenden Nachbarländern ist eine regionale Entwicklungspolitik nicht denkbar, mehr Kooperation bei Landschaftspflege, Wohnversorgung, Arbeitsplatzangeboten, Verkehrsentwicklung und Umweltpolitik sei unerläßlich. Zweitens: Die Entwicklungspolitik dürfe nicht die Lebensgrundlagen kommender Generationen gefährden.
Hierbei gehe es um die Frage, wie die Region nachhaltig ihre Existenz sichern könne, erklärte der Kommissions-Vorsitzende Hanns Adrian. Der Spaltung der Bevölkerung in Arm und Reich sowie sonstiger gesellschaftlicher Instabilität sei vorzubeugen. Eine Aussage, die sich als Warnung vor dem geplanten Schlußverkauf von Staatseigentum interpretieren ließe, aber eben auch ganz anders.
Denn hier liegt der Knackpunkt des Berichts: Weil sich sehr viele Mitarbeitende mit unterschiedlicher politischer Überzeugung unter keinen Umständen weh tun wollten, wurde der Abschlußbericht ganz diplomatisch und wenig konkret verfaßt.
Grobe Ziele aber schriftlich festzuhalten, ist ja auch ein Anfang.
Heike Haarhoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen