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Sauberes Singapur

■ Stadtstaat empfängt Helmut Kohl und verbietet Rauchen in Unterführungen

Singapur (AP/dpa/taz) – Bundeskanzler Helmut Kohl hat auf der letzten Station seiner Asienreise die deutsche Wirtschaft gelobt: Sie sei zunehmend auf den Wachstumsmärkten in Fernost präsent. Bei einem Empfang des deutschen Handelszentrums in dem Staatstaat sagte der Kanzler gestern, Häuser wie dieses wünsche er sich in Peking und auch in Japan, damit die Konkurrenz sehe, daß „wir wieder da sind“.

Bei einem Treffen mit dem früheren Regierungschef Lee Kuan Yew bot Kohl an, Deutschland könne zum „Partner Singapurs beim Einstieg in Europa“ werden. In Singapur sind 400 deutsche Firmen präsent, seine Importe aus Deutschland stiegen im vergangenen Jahr um 21 Prozent auf über 4,5 Milliarden Mark.

Flugzeuge kauft der Stadtstaat allerdings lieber in den USA: Singapore Airlines gaben pünktlich zur Ankunft des Bundeskanzlers bekannt, daß sie 77 Großraumflugzeuge im Wert von 12,7 Milliarden Dollar von Boeing und nicht von Airbus bestellt haben. Der ehemalige Regierungschef und heutige „Senior Minister“ Lee Kuan Yew gilt nicht nur als „Vater des singapurischen Wirtschaftswunders“, sondern auch als Liebhaber autoritärer Politik und strenger Sitten. Die Regierung seines Nachfolgers Goh Chok Tong hat gestern ein neues Gesetz verkündet: Ab 1. Dezember ist das Rauchen außer in Unterführungen auch in Einkaufszentren mit Klimaanlage sowie in Schlangen mit zwei oder mehr Menschen streng verboten. Wer dennoch nicht vom Glimmstengel lassen mag, muß mit hohen Geldstrafen rechnen.

Die jüngste Anti-Nikotin-Kampagne der Regierung zielte bereits auf die Sechsjährigen. Ihnen wurde mit dem abgewandelten Kinderlied „Zehn kleine Kettenraucher“ die Folgen des Tabakgenusses plastisch vor Augen geführt. Zur endgültigen Abschreckung durften die Kinder den Körper eines nikotingeschädigten Rauchers bestaunen. Kaugummikauen ist auch verboten.

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