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Die Telekom steigt ins Filmgeschäft ein

■ Medienkonzerne haben bisher den Pilotprojekten für digitales Fernsehen keine Spielfilme zur Verfügung gestellt. Jetzt will sich die Telekom selbst helfen

Berlin (taz) – Seit einem dreiviertel Jahr zeigt die Telekom in Berlin in einem sogenannten Demonstrationsprojekt die Möglichkeiten des interaktiven digitalen Fernsehens. Leitungen und Rechner funktionieren einigermaßen, nur fehlt es an interessanten Inhalten. Das will die Telekom ändern, sie mischt sich in aller Stille ins Filmgeschäft. Denn die Verantwortlichen in Berlin möchten ihr Spielzeug zum sogenannten Regeldienst für mehr als 100.000 Kabelhaushalte aufblähen. Und auch in den Pilotprojekten in Hamburg, Köln/Bonn, Leipzig, Stuttgart und Bayern, die 1996 starten, soll möglichst bald ein attraktives Filmangebot bereitgestellt werden.

In der Bonner Zentrale sind deshalb Überlegungen im Gange, eigenständig mit Rechteinhabern um Ausstrahlungslizenzen zu verhandeln. Das bestätigte Telekom- Pressesprecher Willfried Seibel der taz auf Anfrage: „Ich kann nicht ausschließen, daß wir da auch schon tätig sind.“ Nähere Informationen zu möglichen Stoffen und Verhandlungspartnern wollte der Pressesprecher jedoch nicht geben, nur so viel: „So etwas kauft man in Amerika.“

Ein bißchen heikel sind solche Pläne schon. Bisher versicherte die Telekom aus naheliegenden, kartellrechtlichen Gründen stets, daß sie selbst nicht als Programmanbieterin auftreten wolle. Als sie Mitte Februar ihr Berliner Pilotprojekt startete, konnten in den angeschlossenen fünfzig Büros, Haushalten und öffentlichen Terminals tatsächlich nur ein paar wenige Filmchen abgerufen werden. Inzwischen steuern eine Reihe von privaten Programmzuliefern – so etwa die „Berliner Stadtinformationen“ und „Telelearning“ – aber auch private wie öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten einige Programmstunden bei. Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) ist besonders fleißig und speist regelmäßig Sendungen – vor allem dokumentarischer Art – aus den jeweils zurückliegenden Wochen auf den Telekom-Server.

Damit sind allerdings selbst die bescheidenen Speichermöglichkeiten des Rechners von sechzig Programmstunden nicht ausgeschöpft. Vor allem kann die Telekom genau dort nicht mithalten, wo die Medienkonzerne das beste Geschäft wittern: beim digitalen Video-on-Demand (VoD), dem Programmangebot auf Abruf. Öffentlich-rechtliche wie private Programmanbieter mauern bisher mit attraktiven Filmen. Lediglich ein paar Eigenproduktionen aus deutschen Landen, Titel, die man längst wieder vergessen hat, liegen auf dem Telekom-Rechner für den Abruf bereit – und nur für diese TV-Movies und Dokumentationen können die beteiligten Fernsehsender auch die Ausstrahlungsrechte für die neuen digitalen Dienste garantieren. Verhandlungen mit dem Pay-TV-Veranstalter „Premiere“ über die Einspeisung von attraktiven Spielfilmen scheiterten an der ungeklärten Rechtsfrage. Selbst für die kleine Teilnehmerzahl von fünfzig Nutzern im Berliner Demonstrationsprojekt wollte „Premiere“ seine Filme nicht zur Verfügung stellen. Jürgen Bischoff

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