: Keine Gefahr von Eiderenten
■ Mindestgrößen für Muscheln gefährden Fischer-Existenzen
In ihrer Existenz bedroht fühlen sich die Muschelfischer durch die Regelung, die eine Mindestgröße der geernteten Muscheln von fünf Zentimetern vorschreibt. „Wenn es dabei bleibt, gehen am 1. August 1996 bei den ersten Muschelfischern die Lichter aus“, prophezeite der Vorsitzende der Erzeugervereinigung der Muschelfischer, Paul Wagner, Ende vergangener Woche in Dagebüll. Nach der Regelung dürfen nur zehn Prozent der geernteten Muscheln die Mindestgröße (fünf Zentimeter) unterschreiten.
Die Muschelerträge unterliegen großen Schwankungen. War 1992 noch ein gutes Jahr mit einem Ertrag von 42.000 Tonnen, so wurden 1994 nur rund 4.500 Tonnen gefischt. Der durchschnittliche Jahresertrag liegt bei rund 25.000 Tonnen. Keine bedeutende Menge verglichen mit den 400.000 Tonnen, die jährlich vor allem in Dänemark und Holland geerntet werden. Ohne die Ausnahmeregelung für die Mindestgrößen, wie sie 1995 bereits praktiziert wurde, dürften einige Firmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Wagner wies darauf hin, daß die Muschelfischer freiwillig auf die 300 Hektar Kulturflächen in der Zone 1 des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer verzichtet hätten. Auf den dafür vom Umweltminister versprochenen Ausgleich dieser Flächen warteten die Muschelfischer zum Großteil immer noch. Zur Verscheuchung von 130.000 Eiderenten meinte Wagner, es gebe genug Wildmuscheln für die Seevögel, so daß sie auf die Muscheln von den Kulturbänken verzichten könnten. Zudem seien Muschelbänke keine natürliche Nahrungsquelle für die Eiderenten. Fischer und Seevögel teilen sich die Muscheln etwa zu gleichen Teilen mit jeweils 20.000 Tonnen jährlich. Naturschützer halten eine Einstellung der gewerblichen Muschelfischerei im Nationalpark zwar für wünschenswert, halten eine Nutzung mit den Belangen des Nationalparks für durchaus noch vereinbar. Bedingung: keine Muschelfischerei auf trockenfallenden Flächen oder künftigen Kernzonen des Nationalparks und die Duldung der Eiderenten und andere Tiere auf den Kulturen. lno
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