: Mittwoch ist Stichtag für den Vulkan
■ Löhne auch ohne Bremer Bürgschaft durch Bank-Kredit gesichert
Die Bürgschaftsausschüsse der Bremer Bürgerschaft mußten gestern nachmittag wieder über die Liquiditätskrise des Vulkan beraten (vgl. taz 15.1.) Ein Beschluß über eine erneute 40-Millionen-Bürgschaft zur Sicherung der Januar-Löhne fiel allerdings nicht – „die Banken haben sich bewegt“, erklärte ein Teilnehmer der Sitzung. Das bedeutet: Die Löhne werden mit einem neuen Kredit finanziert, ohne daß die Banken dafür auf einer Bürgschaft bestanden haben. Ein direkter Zusammenhang wäre auch wegen der strengen EU-Subventionsrichtlinien nicht möglich gewesen. Die Parlamentarier verlangten gleichzeitig auch, daß vor weiteren Bremer Geldspritzen die Zukunft der Bremer Vulkan-Betriebe geklärt werde.
In Bremerhaven war am Sonntag der Betriebsausschuß Schiffbau des Gesamt-Betriebsrates des Verbundes zusammengekommen. Dort wurde mitgeteilt, daß alle Lohnzahlungen für Januar gesichert seien, auch in Mecklenburg-Vorpommern hat sich die harte Haltung der Landesregierung in Bürgschaftsfragen aufgelockert. Vor einigen Tagen hatte das der dortige Wirtschaftsminister Ringsdorff verkündet.
Wie es dann im Februar weitergehen könnte, wissen die Betriebsräte allerdings nicht. „Wir hangeln uns von Woche zu Woche“, meinte der Bremen-Norder Vulkan-Betriebsratsvorsitzende Hasso Kulla. Zwar sei die Auslastung der Werften im Moment sehr gut, aber die Aufträge sind nicht unbedingt kostendeckend. Vor allem aber, so Kulla, hätten die Schlagzeilen über den ins Schlingern geratenen Konzern dazu geführt, daß Lieferanten nun Vorkasse sehen wollten. In wenigen Tagen ist z.B. Abnahme für ein Schiff auf der Seebeck-Werft in Bremerhaven, da fehlen aber noch die Rettungsboote, weil der norwegische Lieferant erst Geld sehen will. Die Auftraggeber der Schiffe zahlen dagegen erst nach Ablieferung – enorme Liquiditätsreserven erfordert deshalb jeder Auftrag. Kulla räumte ein, daß im Hennemann-Vorstand „Fehler gemacht“ worden seien, er will dies aber nicht einzelnen Personen zurechnen.
Am Mittwoch wird sich die Zukunft des Vulkan entscheiden: Die Finanzminister der betroffenen Länder und auch der Kanzler werden mit dem designierten neuen Konzernchef Udo Wagner verhandeln. Es geht um einen langfristigen 650 Millionen-Kredit der Kreditanstalt für den Wiederaufbau und kurzfristige Kredite der Bundesbank. In diesem Zusammenhang dürfte sich auch entscheiden, wie sich Mecklenburg-Vorpommern weiter engagiert.
Selbst wenn in Bonn eine positive Entscheidung für den Erhalt des Konzerns fällt, wird es um ein Unterweser-Konzept für Bremen noch einige Monate Zittern geben. K.W.
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