: Eine Brücke zum Judentum
■ In Wandlitz entsteht eine einzigartige Begegnungsstätte
Im Herbst soll er fertig sein, der Lebenstraum von Udo Benjamin Abrahmson. Abgelegen, am Ufer der „Drei Pfühle“ in Wandlitz, wird in den nächsten Monaten aus einer alten zweistöckigen Villa ein „Jüdisches Kultur- und Begegnungszentrum“ entstehen. Mit dem Namen ist der praktizierende Jude allerdings noch nicht so ganz glücklich, „denn es soll keine kirchliche Einrichtung und keine streng jüdische Stätte werden“, erzählt er. „Jeder ist willkommen, unabhängig davon, welcher Religion er angehört, egal, ob ihn das Judentum interessiert oder er einfach nur den Blick auf den See genießen will.“
Ungeduldig sitzt der einstige Bernauer Amtsleiter in den Startlöchern, denn für das restitutionsbelastete Anwesen läuft das Investitionsvorrangverfahren. Der Ausbau der Landvilla kann erst nach dem formalen Endbescheid erfolgen. Vor einigen Wochen hat Abrahmson den Zuschlag des Barnimer Kreistages erhalten. Damit entsteht in Wandlitz ein in dieser Art einzigartiges Kulturzentrum.
Das Gebäude des ehemaligen Kinderheimes bietet mit seinen vielen Räumen und dem parkähnlichen Gelände zum See hinunter „ideale Voraussetzungen“, schwärmt Udo Benjamin Abrahmson. Hier soll Platz sein für ein Restaurant mit Kamin, eine Bibliothek, den Leseraum mit Blick zum See, ein kleines Museum, für Weinkeller und Tagungszimmer, einen Raum für das künstlerische Handwerk, das Musikzimmer, ein Cafe, Sommergarten und Festwiese.
„Natürlich will ich den Besuchern auch die jüdische Tradition und Geschichte etwas näherbringen, schließlich verbinden viele Menschen das Judentum noch immer nur mit den beiden Begriffen ,KZ‘ und ,Geschäftemacher‘“, erklärt der gelernte Hotelkaufmann. Deshalb soll das Kulturzentrum auch mit der Ausstellung „Die Arisierung im Dritten Reich“ eröffnet werden. Vorträge und Musikabende sollen folgen.
Mit seinen guten Kontakten zur Jüdischen Akademie der Wissenschaften, zahlreichen Künstlern und vielen Freunden im Ausland – von hier fließen auch etliche Gelder ins Projekt – will Udo Benjamin Abrahmson ein anspruchsvolles Programm auf die Beine stellen. „Aber einer Schulklasse werde ich für eine Veranstaltung keinen Eintritt abverlangen“, sagt er. „Ich kann finanziell auch ohne diese Einrichtung leben, doch sie wird meinen jahrzehntelangen Traum erfüllen – ein Begegnungshaus zwischen Menschen und Kulturen.“ Dietmar Bender, dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen