: Transrapider Rückzieher an höchster Stelle
■ Bausenator Eugen Wagner plötzlich gar nicht mehr magnetbahneuphorisch
„Natürlich wäre mir die Schiene lieber, aber die krieg' ich nicht, und dann nehm' ich halt den Transrapid“, überraschte gestern Bausenator Eugen Wagner (SPD) die Bürgerschaft mit einem transrapiden Rückzieher. Die GAL hatte das Thema „Geisterbahn auf Stelzen – wohin fährt der Transrapid“ zur aktuellen Stunde angemeldet.
Erst Anfang der Woche hatte Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) seiner Begeisterung über die Magnetschwebebahn, ihre ökologischen Vorteile, ihre „akustische Zurückhaltung“ und die flächensparende Bauweise Ausdruck verliehen. „Das ist, als ob man den Flächenbedarf eines Tisches nur nach der Fläche der Beine oder die Intelligenz eines Senators nach seiner Schuhgröße berechnen würde“, höhnte der GALier Martin Schmidt. Und ein solcher Umweltsenator, der die Werbeslogans der Transrapid-Betreibergesellschaft referiert, sei „das größte lebende Umweltrisiko“, ergänzte der GAL-Fraktionschef Wilfried Maier.
Doch Kritik am aufgestelzten Transrapid war gestern kein grünes Monopol. Auch Werner Dobritz (SPD) bemängelte, daß die von der Bürgerschaft aufgestellten Maßstäbe noch immer nicht erfüllt seien. Zum heutigen Zeitpunkt sei „der Transrapid durch den Rost gefallen“, ökonomisch wie ökologisch, so der sozialdemokratische Verkehrsexperte.
Die CDU präsentierte sich hingegen wieder als euphorischer Fanclub der Schwebebahn. Den Transrapid auszubremsen, „fördert mehr LKW und PKW auf der Straße“, outete sich Roland Salchow (CDU) zur Abwechslung als Feind des Straßenverkehrs. Der Hamburger Senat wolle die Wirtschaft des Nordens nach vorne bringen, doch wenn es darauf ankäme „kneifen Sie“, so auch CDU- Chef Ole von Beust. Allerdings kritisierte selbst der Ex-Stattianer Klaus Scheelhaase, daß das Fahrgast-Aufkommen noch immer nicht seriös berechnet wurde, der Export-Erfolg des teuren Projekts nur behauptet und nicht nachgeprüft worden sei. Außerdem, so rechnete die GAL nach, seien die Vergleiche zwischen Transrapid und ICE, die der Umweltsenator heranzieht, den Werbespots der Betreibergesellschaft entlehnt. So würde der Transrapid zwar bei Tempo 250 weniger Energie verbrauchen als ein ICE. Aber der Transrapid solle ja schließlich 400 Stundenkilometer fahren und verbrauche das Doppelte.
Allein das Projekt Magnetschwebebahn habe verhindert, daß man auf der Strecke Hamburg-Berlin immer noch mit 160 bummeln müsse und nicht mit 250 ICE- Stundenkilometern brausen könne. „Wenn Hamburg in Bonn darauf bestehen würde, gäbe es bessere und billigere Lösungen als den Transrapid“, so Maier. Und weil es sowieso nicht genügend Fahrgäste geben wird, schlägt die GAL vor, schwebende Butterfahrten zu organisieren und jeden Fahrgast mit einer Rheumadecke zu belohnen.
Silke Mertins
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