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Ottensen lebt doch – oder?

■ Einwohner schildern, malen, sprayen ihr quirliges Viertel

„Punker, Penner, Wegelagerei – Ottensen verslumt“, intonierten die einen. „Gar nicht wahr“, meinten Stadtteilarchiv und Stadtteilkonferenz Ottensen, „hier bei uns im Viertel gibt's wenigstens noch soziale Verantwortung, Kreativität und Sich-Einmischen“.

Inwieweit das stimmt, konnten die Bewohner eines der schönsten und lebhaftesten Hamburger Stadtteile unter Beweis stellen. „Ottensen lebt – oder wie lebt es sich in Ottensen?“, unter diesem Motto riefen die Stadtteil-Initiativen dazu auf, Gemaltes, Fotos oder auch Collagen einzureichen, die das Leben westlich des Altonaer Bahnhofs schildern sollten. Das Ergebnis ist im Stadtteilarchiv in der Zeißstr. 28 zu bewundern. Immerhin 30 Leutchen beteiligten sich, kombinierten beispielsweise Graffitis auf einem Bild, verpflanzten Van Goghs Nachtcafe auf den Friedenseichenplatz oder schrieben einfach auf, was es in Ottensen alles gibt. Zur Belohnung wurde ein Motiv als Plakat, fünf weitere Motive als Karten gedruckt.

„Aus den Bildern gehen die unterschiedlichsten Standpunkte hervor“, sagt Michael Sandemann vom Stadtteilarchiv. „Alles ist vertreten, von idyllisch bis sanierungsbedürftig. Und in Gesprächen mit Alteingesessenen hört man dann, daß auch früher nicht alles besser war. Mit den ganzen Fabriken hier war Ottensen nie ein romantischer Stadtteil.“

Die Ende 1991 gegründete Stadtteilkonferenz will vor allem der konservativen Ottensen-Verteufelung entgegenwirken. Verkehr, Drogen, Bauwagenplätze, Obdachlosigkeit – Themen gibt's in der Tat mehr als genug. Diesen Problemen setzt der Zusammenschluß verschiedenster Initiativen, Gruppen und Institutionen, zu denen auch die Jugendhilfe Ottensen, Mieter helfen Mieter, Kodrobs und die Haubach-Schule zählen, eine Ausarbeitung von Lösungsvorschlägen, Konzepten und Strategien entgegen.

Heike Schulte

Stadtteilarchiv Ottensen, Zeißstr. 28, Mo–Do, bis 2. März

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