Papageientaucher und Tümmler im Ölteppich

■ Vor der walisischen Küste läuft ein Öltanker auf und aus

Saint Ann's Head/Berlin (AP/ taz) – Aus dem Öltanker Sea Empress sind vor der Küste von Wales bis gestern nachmittag mindestens 6,8 Millionen Liter Rohöl ausgelaufen. Der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker war in der Nacht zu Freitag in der Bucht vor Millford Haven auf Grund gelaufen. Ob die nur drei Jahre alte Empress einen Maschinenschaden hatte oder die russische Crew Fehler gemacht hat, ist noch unklar. Die schottische Reederei Acomarit wehrte sich jedenfalls verhement dagegen, daß das Ruder defekt gewesen sei. Zudem sei ein Lotse an Bord gewesen.

Seit 1973 ist dies die dritte und größte Tankerhavarie in der Bucht vor Wales. Erst im Oktober 1995 war ein Tanker dort auf Grund gelaufen, hatte jedoch nicht Leck geschlagen. Das natürliche Hafenbecken sei rund drei Kilometer breit und sehr tief, sagte Max Wallis von Friends of the Earth. Zudem sei das Wetter Donnerstag nacht gut gewesen, und nur wenige Schiffe seien gefahren. „Wir müssen dringend untersuchen, warum innerhalb so kurzer Zeit zwei derartige Unfälle passieren konnten“, sagte Wallis.

Ein starker Wind erschwerte gestern die Bergungsarbeiten. Nachdem die Sea Empress mit leckendem Tank drei Kilometer vor die Küste geholt wurde, trieb der knapp zwei Kilometer lange Ölteppich weiter auf ein Vogelschutzgebiet zu. In der Europäischen Habitat-Richtlinie ist es als „in ganz besonderem Maße schutzwürdig“ ausgewiesen. In dem von Wissenschaftlern aus aller Welt besuchten Gebiet leben Lummen, Krähenscharben, Papageientaucher und Sturmtaucher. Im Meer selbst sind neben Fischen vor allem Seehunde, Tümmler und Delphine durch das Rohöl gefährdet.

Die Küstenwache will von Flugzeugen aus den Ölteppich mit Chemikalien besprühen, um diesen aufzulösen. Boote sollen Ölsperren ins Wasser lassen. Hunderte von Menschen seien gestern morgen an den Strand gegangen, um verseuchte Tiere zu retten, sagte Wallis. Friends of the Earth fordert seit Jahren, daß in die ökologisch sensible Bucht nur Tanker mit doppelter Außenwand fahren dürfen. Zudem sollte Milford Haven strenger überwacht werden. Täglich fahren große, schwer manövrierbare Öltanker zu den drei örtlichen Raffinerien. Die Schiffe und Anlagen belasten durch Schwund und Abgase die Region. Weltweit gibt es jährlich zwischen 30 und 40 Tankerunglücke. ufo