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■ In Mostar und Sarajevo wird Dayton zur MakulaturAbschreckende Botschaft

Die Vereinbarungen der Bosnien-Konferenz von Rom sind nur zwei Tage nach ihrer spektakulären Verabschiedung zur Makulatur verkommen. In Mostar scheiterte die Vereinigung der Stadt am kroatischen Widerstand. Und in Sarajevo erteilte die Führung der bosnischen Serben ihren Landsleuten den Befehl, die Stadt zu verlassen, zeitgleich, auf die Stunde genau. Serben und Kroaten zeigen, daß sie einen einheitlichen bosnischen Staat gar nicht wollen.

Das Timing ist in der Tat perfekt. Und die Stilisierung auch. Dreieinhalb Jahre lang haben die bosnischen Serben die kroatischen und muslimischen Einwohner Sarajevos belagert, ihnen Wasser und Gas abgedreht, jedwede Versorgung blockiert und mit Granaten und Raketen Tausenden den Tod gebracht. Die Täter im Krieg stilisieren sich jetzt zu Opfern des Friedens, auf Geheiß der bosnisch-serbischen Führung.

Bisher schon haben die serbischen Einwohner des Stadtteils Grbavica und der Vororte Sarajevos aus eigenem Entschluß die Stadt verlassen. Im Glauben an die Propaganda ihrer eigenen Regierung, aber auch aus der Überzeugung heraus, daß man ihnen heimzahlen werde, was sie selbst ihren Mitmenschen im belagerten Sarajevo angetan haben. Es gibt keinen vernünftigen Zweifel daran, daß ihre große Mehrheit Sarajevo freiwillig verlassen hätte. Doch die internationalen Sicherheitsgarantien hätten einen nennenswerten Prozentsatz zum Bleiben bewegen können.

Dem hat die serbische Führung jetzt einen Riegel vorgeschoben. Es ist kein Zufall, daß sie ausgerechnet Orte als Ansiedlungsgebiete der Flüchtlinge nennt, die sich als Mahnmale der schlimmsten „ethnischen Säuberungen“ im Bewußtsein der Öffentlichkeit festgesetzt haben: Srebrenica und Zvornik. Die Botschaft ist eindeutig: Wir wollen nicht mit Muslimen und Kroaten zusammenleben, was auch immer die internationale Gemeinschaft uns aufzwingt.

Das Scheitern in Mostar macht die kroatisch-muslimische Föderation in Bosnien zu einem Fiasko. Bosniens Präsident Izetbegović selbst hatte die Vereinigung der Stadt als „letzten Test“ für den Bestand der Föderation bezeichnet. Ergebnis: durchgefallen.

Die kroatische und die serbische Seite haben die internationale Gemeinschaft damit zu den Genasführten gemacht. Ein Scheitern des gesamten Dayton-Abkommens kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Es sei denn, die Garantiemächte widmen sich seiner politischen Umsetzung mit derselben Entschlossenheit wie der militärischen. Die Botschaften von Mostar und Sarajevo richten sich auch an die Millionen bosnischer Flüchtlinge im In- und Ausland. Sie können nur schlußfolgern, daß sie, sofern anderer ethnischer Herkunft, weder in der „Republika Srbska“ noch in „Herceg-Bosna“ willkommen sind. Georg Baltissen

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