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Anklage: Landesverrat

■ Südkoreas Ex-Präsidenten wegen Putsch und Massaker vor Gericht

Seoul (AFP) – Die südkoreanischen Justizbehörden haben ihre Klagen gegen die Ex-Präsidenten Chun Doo Hwan (1980-1988) und Roh Tae Woo (1988-1993) gestern beträchtlich ausgeweitet. Die beiden ehemaligen Generäle Roh und Chun müssen sich nicht nur wegen Korruption verantworten, sondern auch als Drahtzieher des Putsches von 1979 und Hintermänner des Kwangju-Massakers von 1980. In der Stadt Kwangju wurden rund 200 DemonstrantInnen getötet. Chun war durch den Militärputsch 1979 an die Macht gelangt.

Der Landesverrats-Prozeß werde am 11. März beginnen, kündigte ein Justizsprecher an. Im Falle eines Schuldspruchs müssen die Ex-Präsidenten mit der Todesstrafe rechnen.

Neben den Ex-Präsidenten sind elf führende Militärs angeklagt, darunter der frühere Spionageabwehr-Chef Lee Hak Bong und Ex- Armee-Stabschef Lee Hui Sung.

Zugleich wird das Korruptionsverfahren fortgesetzt, in dem es um Zahlungen von umgerechnet mehr als zwei Milliarden Mark geht, die Chun und Roh eingestandenermaßen zwischen 1980 und 1992 beiseite geschafft und für politische Einflußnahme verwandt haben.

Ungeklärt blieben bis gestern die Vorwürfe der Opposition, auch der jetzige Präsident Kim Young Sam habe von den Machenschaften seiner Vorgänger profitiert. Weder Roh noch Chun haben sich dazu geäußert. Kim war 1992 als erster Zivilist seit 1961 ins höchste Staatsamt gewählt worden. Er erhielt nach eigenen Angaben als Oppositionspolitiker Bestechungszahlungen, betonte aber, seit dem Amtsantritt als Präsident habe er mit der Praxis der Korruption gebrochen.

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