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Bewegung im Dschungel

■ Rein in die Kartons und raus aus den Kartons: Chaos in der Zentrale von Greenpeace, die in den Fischmarkt-Speicher umzieht Von Maja Schuster

Greenpeace in Aktion. Nicht auf der besetzten Bohrinsel oder unter Wasser, auf Mururoa oder zwischen tropischen Hölzern, sondern im eigenen Büro-Dschungel in Hamburg, Vorsetzen 53. Motto der Aktion: Einpacken.

Gestern mittag versperrt ein Kopierer den Haupteingang der Greenpeace Zentrale. Vier Arbeiter versuchen, das Gerät durch die Tür zu zerren: Kein Durchkommen mehr, nur noch durch den Seiteneingang. Zwischen Unmengen von Kartons sitzen fast hundert verzweifelte MitarbeiterInnen und packen. Packen ein und um, sortieren aus. Nur die Kollegin in der Telefonzentrale lehnt sich zufrieden zurück: „Gestreßt? Nö, gestreßt bin ich nicht, wir ham ja hier nicht soviel Kram.“ In der Pressestelle sieht das anders aus. „Wo sind die Pressemappen über den Umzug und das neue Haus?“, verzweifelt sucht Greenpeace-Sprecher Rüdiger Rosenthal im ganzen Haus. Material in Berlin, im Karton oder? Kopierer sind schon außer Haus.

Wehmütig guckt Rosenthal noch einmal aus dem Fenster. „Einige Leute haben hier immerhin fast zehn Jahre gearbeitet“, sagt er. Heute rollen die Umzugskartons in die Große Elbstraße 39. 3129 Quadratmeter, ein Drittel der Büro- und Gewerbefläche des für 50 Millionen Mark ökologisch sanierten Speichers am Fischmarkt, hat Greenpeace gemietet. Vorbildcharakter für ähnliche Projekte soll das umgebaute Bürogebäude haben. Die Würfelform des Speichers und seine meterdicken Ziegelwände sind ideal als Wärmespeicher und Kälteschutz zugleich. 25 Prozent des geschätzten Energieverbrauchs der drei Greenpeace-Etagen soll die 50 Kilowatt-Solaranlage, die auf dem Dach installiert wird, bringen. Um die Wärmeversorgung kümmert sich der Energie-Multi HEW, der die Fernwärme liefert. Im Inneren wurde ein Lichthof gebaut, so daß möglichst viel Tageslicht in die Büroräume einfallen kann.

Keine Klimaanlage, sondern zu öffnende Fenster sorgen für Frischluft. Im Technikzentrum befindet sich die einzige – FCKW-freie – Kühlanlage. Die AktivistInnen können in Zukunft auf tropenholzfreien Stühlen sitzen, über blaue Schurwollteppiche schreiten und zwischen Jute-Altpapier-Gemisch gedämmten Wänden arbeiten, die mit Naturharzfarben gestrichen sind.

Selbst bei der individuellen Exkremente-Verklappung brauchen die UmweltschützerInnen kein schlechtes Gewissen zu haben. 5000 Liter Regenwasser hält der Tank für die fleißigen SpülerInnen vor. Der Wasserverbrauch ist durch Sparamaturen reduziert.

Hunde und genervte MitarbeiterInnen können bedenkenlos an den Kabeln knabbern, denn die sind gummi-ummantelt und größtenteils PVC-frei. Beruhigend wirkt überdies ein Blick aus den Fenstern der Südseite auf die Docks von Blohm + Voss, die vorbeifahrenden Containerriesen und Frachter – und auf die dereinst vielleicht klarere Elbe.

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