■ Die Konkurrenz beim digitalen Pay-TV: Da waren's nur noch zwei
Lächerlich! Wegen ein paar 100.000 Leuten, denen die zwanzig Programme im Kabelnetz noch nicht genug sind, wird unsere ganze Fernsehlandschaft umgekrempelt (zunächst mal die private). TV-Giganten fusionieren, jede Menge Wetter-, Kinder-, Frauen-, Musikkanäle werden gegründet. Fast alle haben sie im alten, dem „analogen“ Fernsehen gar keine Chance, in die Haushalte zu gelangen. Die Kabelnetze sind überfüllt, genauso wie die nicht digitalen Satelliten.
Sie alle hoffen auf die Neugier der Zuschauer auf das Neue. Doch die sind eher skeptisch. Wer kauft sich schon einen Decoder (um die 1.000 Mark), wenn er nicht weiß, was er wirklich damit empfangen kann? Nur die Kirch-Programme? Oder mit dem anderen Decoder nur die von Bertelsmann und seinen Verbündeten? Beide Konzerne wollen groß ins Weihnachtsgeschäft einsteigen. Aber mehr als 100.000 Freaks, die sich ohnehin jede Neuheit kaufen, werden sich auf die Schnelle wohl nicht für den Decoder erwärmen können.
Die Programmpakete sollen zwischen 25 und 60 Mark kosten. Bei Kirch – während Konkurrent Bertelsmann, der möglichst viele der gut eine Million premiere- Abonnenten von den Vorteilen der digitalen Vielfalt überzeugen möchte, seine Karten noch nicht auf den Tisch gelegt hat.
Kirch ist optimistisch: Er will mittelfristig auf fünf Millionen Kunden kommen. Ködern will er sie mit insgesamt 50 Kanälen: davon mindestens drei mit Spielfilmen, zwei für Kinder, zwei mit Dokumentarstreifen, einen für klassische Musik – vor allem aber mit drei Sportkanälen. Alle Veranstalter wissen, daß das beste Lockmittel der Fußball ist. Bei premiere, das wöchentlich zwei Bundesligaspiele live ausstrahlt, schätzt man, daß ein Drittel der Abonnenten die 44,50 Mark pro Monat nur wegen des Fußballs bezahlt.
Dennoch, die beiden Konkurrenten, Kirch und CLT-Ufa werden sich noch einmal überlegen müssen, ob sie ihre Decoder mit den unterschiedlichen Verschlüsselungstechniken nicht noch miteinander kompatibel machen wollen. Technisch, meinen Experten, ist das zwar ein ziemlicher Aufwand, dürfte aber kein Problem sein. Andernfalls könnte es sein, daß die Kunden zu Weihnachten ausbleiben.
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