Feuer auf Ambulanz

■ USA legen Sieben-Punkte-Plan für Waffenstillstand im Südlibanon vor

Nabatije/Tel Aviv (AFP/taz) – Israelische Kampfhubschrauber haben gestern im Südlibanon erneut einen Krankenwagen beschossen. Dabei wurden nach Angaben der libanesischen Polizei drei Menschen verletzt. Der Angriff erfolgte in der südlibanesischen Stadt Nabatije.

Die israelische Luftwaffe setzte ihre Angriffe gegen zahlreiche Ziele im Südlibanon fort. Einer der Verletzten des Angriffs auf den Krankenwagen wurde in Nabatije behandelt, die anderen beiden wurden in die Hafenstadt Sidon gebracht. Die israelische Luftwaffe hatte bei ihrer Großoffensive bereits mehrfach auf Krankenwagen gefeuert.

Israelische Jagdbomber und Kampfhubschrauber flogen gestern vormittag allein gegen Ziele rund um die Hafenstadt Tyrus mehr als 30 Angriffe. Nach Angaben der Sicherheitsdienste in der Region wurden rund 25 Luft-Boden-Raketen abgefeuert. Auch mit Artilleriegeschützen, die in der von Israel besetzten „Sicherheitszone“ in Südlibanon stationiert sind, feuerte die israelische Armee auf die Region um Tyrus. Pro Minute würden 20 Granaten abgefeuert, hieß es. Nach Angaben aus israelischen Militärkreisen feuerte die schiitische Hisbollah sechs Salven von Katjuscha-Raketen auf den Norden Israels ab. Dabei sei ein Mensch leicht verletzt worden.

Unterdessen hat die US-Regierung Israel, Syrien und Libanon einen Waffenstillstandsvorschlag unterbreitet, der den Bombenangriffen Israels und den Hisbollah- Attacken Einhalt gebieten soll. Die sieben Punkte des Vorschlags wurden gestern in Jerusalem von Vertretern Israels bekanntgegeben, die anonym bleiben wollten. Israel verlangt, daß Syrien bei einer Einigung die Einhaltung der Absprachen garantiert.

Die Hisbollah lehnte die US-Initiative gestern ab. Der Vorschlag sei ein „Diktat Israels“, sagte ein hochrangiger Hisbollah-Aktivist. Libanon erklärte sich hingegen bereit, den Vorschlag „mit einigen Änderungen“ anzunehmen. Das Sieben-Punkte-Projekt sieht vor:

1. Der Hisbollah wird untersagt, den Norden Israels anzugreifen.

2. Israel wird untersagt, zivile Ziele nördlich der von der israelischen Armee besetzten „Sicherheitszone“ im Südlibanon anzugreifen.

3. Der Hisbollah wird untersagt, in den Dörfern und Städten nördlich der „Sicherheitszone“ zu agieren.

4. Ein internationaler Kontrollmechanismus soll dafür sorgen, daß die Absprachen eingehalten werden.

5. Israel darf Stellungen der Hisbollah in Libanon attackieren, wenn die Hisbollah israelische Ortschaften im Norden Israels angreift.

6. Der Hisbollah wird untersagt, israelische Soldaten in Südlibanon anzugreifen.

7. Israel verpflichtet sich zu Verhandlungen über seinen Rückzug aus Südlibanon.

Im Hinblick auf diesen letzten Punkt hat Israels Regierungschef Schimon Peres zur Bedingung gemacht, daß nach der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens neun Monate im Krisengebiet Ruhe herrschen müsse. Erst dann sei Israel bereit, den Rückzug seiner Truppen aus der Region anzugehen.

Der israelische Minister Jossi Beilin wurde nach Washington entsandt, um über eine mögliche Endfassung des Textes zu verhandeln. Das israelische Fernsehen berichtete unter Berufung auf israelische Regierungskreise, Israel werde seine Angriffe beenden, sobald Beirut und Damaskus dem Vorschlag zustimmten. Anderen israelischen Quellen zufolge ist zuvor eher eine Intensivierung der israelischen Luftangriffe im Südlibanon zu erwarten.