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: Gut sortierte Klischees

„Schlag 12“, 20. April, 20.15 Uhr, ZDF

Am Anfang des Krimis steht ein Mann in einer Telefonzelle und preßt gehetzt einige Worte hervor: „Stell' mir jetzt keine Fragen ... Ich brauche dringend jemanden, der mir sagen kann, wie man mit Verbrechern umgeht ...“ Erst lange nach „Schlag 12“ wird uns klar: Das war gar nicht Manfred Weiszflog (Matthias Habich), der in Todesangst einem „irakischen Killerkommando“ zu entkommen trachtet. Das war eine Art Prolog, in dem der Regisseur Sigi Rothemund den Autor Sigi Rothemund bei der Recherche zum Drehbuch beobachtet. Aber offenbar wollte Rothemund niemand helfen.

Herausgekommen ist ein Plot, den in Sachen Plausibilität und Spannung jedes „Fünf Freunde“- Hörspiel übertrifft, angereichert mit Versatzstücken vergangener Realgaunereien: Schurkischer Chemiekonzern verschachert illegal eine Anlage an den Irak und läßt zur Verschleierung ein Schiff samt Besatzung und Schrottladung versenken. Ein Angestellter, Manfred Weiszflog, kommt dahinter, erpreßt die Schurken und wird nun von deren Todesschwadronen gejagt. Die entführen auch noch seine Tochter.

Letzte Rettung ist Max Müller-Burghardt (eine Art Marius „Schneemann“ Müller-Westernhagen für Arme, gespielt von Ingo Naujoks), ein erfolgloser Privatdetektiv. Ihm zur Seite steht ein gutmütiger, dicker Mensch namens Erwin (Wilfried Dziallas), den Max kurzerhand als BND-Mann ausgibt. Bis Schlag zwölf der Film sich seinem Ende zuneigt, wandeln die Zuschauer durch eine gut sortierte Klischeegalerie: Die Helden, etwas vertrottelt, fahren viel S-Bahn und lassen schon mal aus Versehen ein Handy ins Hafenbecken plumpsen. So sind sie nun mal, die sympatischen „Traumtänzer“ (ZDF-Ankündigung).

Sonnenbebrillt fahren fiese Ausländer im dicken Mercedes hinterher, die Flinte immer im Anschlag. Wie das die Ausländer bei uns eben so machen. Die Frau (Anica Dobra) darf derweil daheim sitzen und sich abwechselnd an die Schulter eines graumelierten Herren Wolf (Jürgen Mai) lehnen oder hysterisch werden. Was anderes können sie sowieso nicht, die Frauen. Mit praller Hand greift dieser Film aus dem vollen Leben. Dann endet er abrupt – als sei beim ZDF jemand aufgewacht und hätte der Produktion den Geldhahn abgedreht. Dabei hatten wir uns gerade an die blöde Geschichte gewöhnt. Stefan Kuzmany