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Literarische Woche

Heute: Damals war Reisen noch ein Mittel, sich seinen Horizont zu erweitern, der sonst an der nächstbesten Linie zwischen Himmel und Erde unverrückbar festlag: Die Dichter der Aufklärung reisten zur eigenen Aufklärung. Reisen und Reisebeschreibungen im Zeitalter der Aufklärung nennt Wolfgang Griep seinen Vortrag. Evangelische Akademie, Esplanade 15, 19 Uhr

Mittwoch: Während im ganzen Reich die Bücher verfemter Autoren schon am 10. Mai 1933 verbrannt wurden, kam es in Hamburg erst am 15. Mai zum Brand. Wer weiß heute noch, daß die Werke von Freud, Tucholsky, Kästner und Kisch am Kaiser-Friedrich-Ufer loderten? In der Nähe der Fußgängerbrücke hinter der Bogenstraße erinnert eine Gedenkstätte daran. Zum historischen Tag erinnert der Verband deutscher Schriftsteller in Hamburg mit einer Lesung vor Ort an die Bücherverbrennung und läßt Hamburger Autoren Texte von heute Verfolgten lesen. Gedenkstätte auf den Wiesen am Kaiser-Friedrich-Ufer, 11-13 Uhr

Freitag: Nicht erst seit Klagenfurt und Goetz gibt es Dichter und Denker mit blutiger Stirn. Auch die Romantik und der deutsche Sturm und Drang pflegten den Impetus des entweder hingebungsvoll oder aufbrausend Leidenden. Die blutige Stirn heißt deshalb ganz passend ein Spätprogramm der Thalia-Mimen, die unter diesem Titel Balladen von Herder, Bürger, Goethe (ja, der war auch mal aufbrausend), Schiller, Mörike, Uhland, Keller, Heine und anderen lesen. Thalia Theater, Alstertor 1, 23 Uhr

Sonntag: Der Wandsbeker Bote mag ja gerade mal noch bekannt sein. Doch wer weiß wirklich, wer Barthold Hinrich Brockes und Friedrich von Hagedorn waren, obwohl letzterer selbst Lessing und den jungen Goethe beeindruckte und beeinflußte. Irdisches Vergnügen am Alsterfluß versprechen die Schauspieler Gerhard Garbers und Heinz Lück mit diesen beiden Hamburger Herren aus dem 18. Jahrhundert. Kammerspiele, Hartungstr. 9-11, 14 Uhr

Montag: Eigentlich hat Thomas Brussig nur vermengt, was er seit seiner Geburt 1965 in Ostberlin erfahren hat, hat Charles Bukowski und John Irving goutiert – und hat wie Frankenstein ein Monster hervorgebracht. Seines sieht allerdings ganz normal aus, heißt Klaus und ist ein netter Kerl, ganz deutsch, ganz normal, ganz spießig, ganz größenwahnsinnig und insgesamt ganz bedrohlich. Jetzt spukt der Deutschmensch durch Brussigs Roman Helden wie wir, aus dem der Autor heute liest. Buchhaus Weiland Altona, Mercado, Ottenser Hauptstr. 10, 19 Uhr

Montag: Am 20. Mai 1921 wurde Wolfgang Borchert in Hamburg geboren, deshalb liest zu seinem Geburtstag der große alte Herr vom Alstertor, Will Quadflieg, aus den Werken des Frühverstorbenen. Staats- und Universitätsbibliothek C. v. Ossietzky, Von-Melle-Park 3, 19.30 Uhr

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