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Vulkanesen machen's 20 Prozent billiger

■ Werft-Betriebsversammlung stimmte Verhandlungen über Personalkosten-Senkung zu

Anfang Mai 1995 traf sich im Bremer Finanzressort am Rudolf-Hilferding-Platz eine kleine Runde. Thema unter anderem: der Vulkan. Der Konzern, so wurde dem Kreis eröffnet, müsse 1995 erhebliche Investitionen in den Ost-Betrieben finanzieren, das werde die Liquidität angreifen. Und die bremischen Werften litten „unter erheblichen Akquisitionsproblemen“. Insbesondere Containerschiffe werden vom Vulkan 30 Prozent teurer gebaut als auf den Konkurrenz-Werften. Ratlos ging die Runde auseinander. Was passierte, ist bekannt: Die Ost-Investitionen wurden nicht getätigt, in Wahrheit war das Geld längst weg, und die Bücher der bremischen Werften wurden mit Aufträgen gefüllt, die nicht kostendeckend sein konnten.

Am Mittwoch dieser Woche waren 1.000 Arbeiter der Vulkan-Werft in Vegesack auf ihrer Betriebsversammlung mit dem damals verschleppten Problem konfrontiert. Um 20 Prozent müssen die Personalkosten gedrückt werden, hatte Konkursverwalter Jobst Wellensiek über den „Spiegel“ schon angekündigt, 10 Prozent die Materialkosten, sonst hätten im August nur noch 140 Leute Arbeit auf dem Vulkan. Mal wieder wird auf Zeitdruck gespielt: in 14 Tagen muß eine Lösung für das Problem da sein, sonst wird Wellensiek die beiden Aufträge für Containerschiffe nicht unterschreiben.

Die Betriebsversammlung des Vulkan hatte keine Wahl, sie mußte mitspielen. Eine „Horrorliste“ der Betriebsleitung, so der IG Metall-Bezirkssekretär Dieter Reinken, wurde scharf zurückgewiesen: Über Kürzungen des Urlaubs, der Pausen oder des Weihnachtsgeldes wollen die Kollegen nicht mit sich reden lassen. Auch die Tarifstruktur soll bestehen bleiben: „An die Löhne geht keiner ran“. Aber alles, was de facto über die bezahlten 30 Stunden pro Woche hinaus gearbeitet wird, wird erst einmal nicht bezahlt. „Flexibilisierung“ heißt das, ein „Langzeit-Arbeitskonto“ wird eingeführt: Irgendwann, wenn es dann die Werft noch gibt und mit anderen Aufträgen Überschüsse erwirtschaftet werden sollten, können die Kollegen die Überstunden voll bezahlt „abfeiern“.

Aber die vollen 20 Prozent Personalkosten-Absenkung für die beiden Container-Aufträge, die Arbeit bis Juni 1997 bringen würden, werden darüber nicht zu erreichen sein, sagt der IG Metall-Vertreter. Die „Produktivität“ soll gesteigert werden durch die Vermeidung von Management-Fehlern. Davon gibt es nach Ansicht der Belegschaft eine ganze Menge, und es besteht wenig Bereitschaft, zunächst unbezahlte Überstunden zu machen, um damit allein Organisations-Fehler auszubügeln. Aber die Führungs-Etage des Vulkan ist die alte: „In der Belegschaft und in dem Betriebsrat wird eine Management-Erneuerung stark gewünscht“, beschreibt Reinken die Stimmung. In den kommenden 14 Tagen muß auch Klarheit darüber gewonnen werden, welche Management-Fehler in der Vergangenheit zu Mehrkosten geführt haben und wie das ab sofort vermieden werden kann.

Und wenn das klappt, dann wäre die neue Kostenstruktur vielleicht auch eine gute Voraussetzung für die Verhandlungen, die Wellensiek in der kommenden Woche in Genua über die Fertigstellung der Costa II führen will. Bei nur fünf Gegenstimmen ermächtigten die 1.000 Vulkan-Werftarbeiter so am Mittwoch ihren Betriebsrat, die Verhandlungen über die geforderten Personalkosten-Senkung mit der Unternehmensleitung und dem Konkursverwalter zu führen. K.W.

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