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Unterm Strich

Ob Felix Droese es im Kampf gegen den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche auch mit dieser Horde aufgenommen hätte? Mit dem Aufruf zu einem engagierten christlichen Leben jedenfalls ist am Sonntag in Dresden der Jugendkongreß „Christival '96“ zu Ende gegangen. Beim Abschlußgottesdienst im Rudolf-Harbig-Stadion rief der Vorsitzende des von evangelischen Landes- und Freikirchen getragenen Treffens, der Marburger Theologe Roland Werner, vor rund 30.000 jungen Gläubigen dazu auf, sich offensiv zum Christsein zu bekennen und für den Glauben zu werben. Seit vergangenen Mittwoch hatten zeitweilig mehr als 40.000 Menschen an dem nach Veranstalterangaben größten deutschen Jugendtreffen seit der Wiedervereinigung teilgenommen. Da sind die Veranstalter allerdings noch nie auf einem Open-air-Spektakel von Michael Jackson gewesen.

Die Verleihung des Iffland-Rings an den Schweizer Bühnen- und Filmschauspieler Bruno Ganz in Wien hingegen verlief enttäuschend unspektakulär. Ganz nahm den Ring entgegen, der ihm von Josef Meinrad kurz vor dessen Tod vermacht worden war, und verzichtete auf die vom Publikum sehnlichst erhofften Kostproben seines künstlerischen Könnens. „Der gefesselte Prometheus“ kam nur vom Videoband. Statt dessen las Ganz ein wenig von Adalbert Stifter vor und blieb auch sonst sanft und melancholisch, in weiter Ferne und doch so nah ...

Im Vorfeld der „Goldenen Palme“ sind am Sonntag abend der Preis der Internationalen Kritik und der Spezialpreis der Ökumenischen Jury verteilt worden. Beide Gremien haben sich für „Secrets and Lies“ vom britischen Regisseur Mike Leigh entschieden. Begründet wurde die Wahl vom Filmkritikerverband Fipresci mit der „humanistischen Darstellung des Lebens in einer gewöhnlichen Familie“, während das ökumenische Preisgericht die „perfekte Handschrift“ lobte. „Secrets and lies“ sei „ernst, aber gleichzeitig voller Takt und Humor“. Der Film handelt von einer jungen Schwarzen, die nach dem Tod ihrer Adoptivmutter ihre leibliche Mutter findet – eine Weiße, die am Rande Londons in desolaten Verhältnissen lebt.

Frank Schirrmacher wehrt sich. In der neuesten Ausgabe des Focus nimmt der frühere Literaturchef und jetzige FAZ-Mitherausgeber Stellung zu dem Vorwurf, er habe für seine Promotion über Kafka bloß eine erweiterte Fassung seiner Magisterarbeit abgeliefert. Dazu Schirrmacher: „Hätte ich eine akademische Karriere angestrebt, dann hätte ich mir ein neues Forschungsgebiet ausgesucht.“ Daß die Dissertation im Munzinger Archiv falsch datiert wurde, hält er nicht für biographische Schönung, sondern für „Schlamperei“. Überhaupt laute der volle Titel: „Die Dekonstruktion des literarischen Kanons bei Franz Kafka und Harold Bloom“ – „ein viel zu langer Titel, den ich 1994 für das Munzinger Archiv paraphrasiert habe“.

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